Sergej Lukianenko: Spektrum

Cover des Romans "Spektrum" von Sergej Lukianenko (Auflage von 2009)

CПEKTP (2002). Science-Fiction-Roman. In Deutsch 2007 im Wilhelm Heyne Verlag erschienen; 2009 erschien vorliegende Taschenbuchausgabe (Heyne Band 72270). Übersetzung aus dem Russischen von Christiane Pöhlmann. Im Anhang ein Inter­view mit dem Autor und „Sieben Tipps, wie aus einem unbekannten Schriftsteller ein namhafter Autor wird“. 720 Seiten.

 

In naher Zukunft ist es endlich soweit: Der Kontakt mit Außerirdischen ist da. Mit Raumschiffen treffen die sogenann­ten „Schließer“ auf der Erde ein und erklären, dass sie gekommen sind, um die Menschheit in eine galaktische Gemein­schaft von außerirdischen Spezies aufzunehmen. Sie errichten in mehreren Großstädten Sternentore und gewähren jedem freien Zugang, der sich auf einen anderen Planeten der eigenen Wahl teleportieren lassen möchte. Als einzigen Wegezoll fordern die Schließer dafür, dass jeder Reisende ihnen zuvor eine Geschichte erzählen muss. Nur wenn diese originell genug ist, darf der Reisende das Sternentor passieren.

 

Durch die Tore besuchen auch zahlreiche fremde Spezies die Erde – ein reger Tourismus in beide Richtungen setzt ein. Die irdischen Politiker sind anfangs voller Argwohn, doch die Schließer sind an Einmischungen in die Machtverhältnis­se und Angelegenheiten der Welten, die sie an die Sternentore anschließen, nicht interessiert. Schon bald hat sich die Menschheit an die neue Situation gewöhnt.

 

Martin Dugin ist ein in Moskau lebender Privatdetektiv. Er ist Mitte dreißig, unabhängig und liebt gutes Essen, Alkohol und das Schmauchen von Pfeifen. Und er ist ein hervorragender Geschichtenerzähler, weshalb es ihm keine Probleme macht, durch das Moskauer Sternentor auf andere Welten zu reisen und dort Aufträge auszuführen. Als ein besorgter Vater den Detektiv bittet, seine verwöhnte siebzehnjährige Tochter Irina zurückzuholen, die durch das Sternentor da­vongelaufen ist, hält Martin das zunächst für einen Routinejob. Er kommt jedoch bald dahinter, dass Irina glaubte, ei­nem großen Geheimnis auf der Spur zu sein, das mit der Zukunft des Universums zu tun hat. Martin findet Irina auf dem Planeten Bibliothek, doch schon kurz darauf wird das Mädchen vor seinen Augen von einem Außerirdischen er-mordet. Martin ist geschockt, doch lässt ihn eine Eingebung auch die anderen Welten erkunden, die Irina nach seinen Erkenntnissen wahrscheinlich aufsuchen wollte. Zu seiner Überraschung entdeckt er auf jeder der Welten eine andere Version von Irina, die allerdings in schöner Regelmäßigkeit kurz darauf ums Leben kommt.

 

Martin gewinnt das Vertrauen der vervielfachten Irina, die sich durch eine falsche Bedienung des Sternentor-Terminals versehentlich aufgespalten hat. Irina überzeugt Martin, dass schon bald eine galaktische Katastrophe droht, die mit den Sternentoren zusammenhängt, denn Spuren auf mehreren Welten deuten darauf hin, dass es vor Äonen schon einmal ein Netz von Sternentoren gegeben hat, das jedoch aus unbekannten Gründen zerstört wurde. Martin und Irina versuchen, gemeinsam den Ursprung der Sternentore zu ergründen. Haben wirklich die Schließer ihre Technologie ent­wickelt? Oder gottgleiche Wesen? Götter? Um das Rätsel zu lösen, müssen Martin und Irina auch über den Sinn des Lebens und das Ziel der Evolution meditieren . . .

 

Ein russischer Genießer ergründet das Universum

 

Der in Moskau lebende freie Schriftsteller Sergej Lukianenko (geb. 1968) ist seit Jahren der kommerziell erfolgreichste Autor der russischen Fantastik. Bereits sein erster Fantasy-Zyklus über die „Wächter“ machte ihn zum Bestseller; die beiden ersten Bände Wächter der Nacht (1998) und Wächter des Tages (2000) wurden 2005 und 2007 in Russland auch sehr erfolgreich verfilmt. Insgesamt ist dieser Zyklus mittlerweile auf sechs Bände angewachsen.

Sergej Lukianenko, circa 2007
Sergej Lukianenko (circa 2007)

Spektrum war Lukianenkos erstes Science-Fiction-Werk; bei der Kritik erntete auch dieser Roman auf Anhieb viel Lob. Lukianenko ist ein außergewöhnlicher Erzähler. Er nutzt vertraute Motive und Versatzstücke der Space Opera wie beispielsweise die Sternentore oder die Idee einer uralten, allmächtigen Superrasse und formt aus ihnen eine Geschichte um einen russischen Individualisten, der nichts Geringeres als eine drohende galaktische Apokalypse abwenden muss. Originell wird die Mi­schung aus verrätselter Detektivgeschichte und Weltraumabenteuer durch Lukia­nenkos spezielle Zutaten: eine plastisch und glaubwürdig geschilderte Hauptfigur, einfallsreich gestaltete fantastische Welten und Spezies, reichlich philosophische Betrachtungen und ein gehöriger Schuss „russische Seele“. Sprachlich ist das Werk souverän fabuliert und spart nicht mit literarischen und popkulturellen Verweisen. All dies macht das Buch sehr unterhaltsam und hebt es in erfrischender Weise von der amerikanisch geprägten Science-Fiction ab. Leider schließt es auch mit einem absehbaren und enttäuschenden Ende.

 

Martin ist ein ungewöhnlicher Protagonist. Viel Raum nimmt die Darstellung seiner Schnurren ein, vor allem in Hinblick auf das Essen und Trinken. Der Leser erlebt Martin ständig beim Kochen in seiner Moskauer Wohnung, wobei minutiös die ritualisierte Zubereitung der Speisen geschildert wird, und auch wenn Martin Restaurants besucht, wird nie auf die Würdigung der Gerichte und Getränke verzichtet. Martin liebt gutes Essen mehr als alles andere, bevorzugt dabei die russische Küche, und auch der „gute Tropfen“ ist ihm unverzichtbar, seien es erlesene Weine oder armenischer Konjak. Als kultivierter Raucher greift Martin selbstredend zu Havannas, lieber noch zur Pfeife. Französischen Conjac lehnt Martin ebenso entschieden ab wie amerikanisches Fastfood oder italienische Ravioli, auch Kochbeutelreis oder das Kochen mit elektrischen Herden sind ihm ein Frevel (vgl. S. 269: „Elektrische Herde taugen für Amerikaner – die sind Synthetisches gewöhnt“). Es ließen sich noch zahlreiche weitere Sticheleien und Schmähungen auflisten, mit denen Martin seinen persönlichen Stil als den einzig wahren hinstellt. Martin ist ein unverbesserlicher Snob, was ihn nicht gerade besonders sympathisch macht. Irgendwann wird ihm das auch vorgehalten, doch am Ende des Romans (S. 693) schlägt Martin den Vorwurf beherzt in den Wind – er liebe nun einmal seine kultivierte Lebensart. Dabei richtet sich die Kritik gar nicht gegen den Stil des Snobs an sich, sondern gegen die unangebrachte Überheblichkeit und starrsin­nige Intoleranz, die der Snob pflegt und wovon leider auch Martin gehörig gekennzeichnet ist. Manch Leser mag diese Galligkeit liebenswert finden – auf mich wirkt sie abstoßend. Symphatisch ist dagegen Martins russischer Patriotismus, der gelassen das eigene Land würdigt, ohne offensiv andere Nationen herabzuwürdigen.

 

Nichtsdestotrotz ist Martin eine überaus gelungen gezeichnete Figur. Er hat viel von einem gemütlichen Bohemien und ist insgesamt als ein etwas verschrobener Typ. Seine Persönlichkeit, sein Fühlen und Denken und seine philosophi­schen Betrachtungen über das Leben sind der eigentliche Kern des Buches. Lukianenko gelingt es hervorragend, die Figur glaubwürdig und interessant auszugestalten, egal, ob man Martins Ansichten nun unterschreibt oder nicht. Wirklich unglaubwürdig wird die Figur immer dann, wenn sie mit dem amerikanischen Klischee des Actionhelden ver­schränkt wird. Man kauft Lukianenko die gelegentliche Kaltblütigkeit seines Helden und erst recht nicht dessen Fähig­keiten im Nahkampf ab – es fällt jedenfalls schwer, sich Martin bei seiner Vorliebe für gutes Essen und Alkohol nicht als ähnlich stämmig und unsportlich wie Lukianenko selbst vorzustellen. Aus demselben Grund erschien es mir auch recht unglaubwürdig, dass die siebzehnjährige, selbstredend bildschöne Irina sich in den Pfeife rauchenden Mittdreißi­ger verliebt – hier sind vermutlich Lukianenkos feuchte Träume mit ihm durchgegangen, oder aber der Autor ist dem alten Irrtum aufgesessen, dass sein Held unbedingt auch beim Vögeln gezeigt werden muss, um vom Leser ernst ge­nommen zu werden. The hero always gets the girl – musste das hier unbedingt auch so sein?

 

Martin ist leider auch die einzige Figur des Romans, die wirklich plastisch ausgestaltet wird. Irina wirkt daneben ent­täuschend konturlos. Anfangs blickt Martin herablassend auf die kaum erwachsene „Göre“; er gesteht ihr zwar einen glänzenden Verstand zu, hält sie aber auch für naiv und verwöhnt (S. 43f.). Leider bewahrheiten sich Martins Vorurteile im Verlauf des Romans. Irina verhält sich ständig ungeschickt, und ohne Martins Hilfe würde Irina nichts erreichen. Zwar ist sie es, die auf ihrer Suche die richtigen Fährten findet und verfolgt, die sich zu den verschiedenen Welten auf­macht und die Lösung der Rätsel anpackt. Doch stets kommt Martin hinzu und muss ihr helfen. In der Diskussion des Rätsels gewinnt er die richtigen Schlüsse, und er ist es, der am Ende das Geheimnis der Allmacht auf dem Planeten Talisman lüftet. Irinas Charakter und die Quellen ihres beachtlichen Antriebs werden nie klar. So bleibt sie letzten En­des auf die Rolle der heißen Bettgenossin Martins beschränkt.

 

„Als das Wünschen noch geholfen hat“

 

Lukianenko entfaltet bei der Darstellung seiner fantastischen Welten und außerirdischen Spezies originelle Ideen. So ist beispielsweise der Planet Bessar von einer exorbitant hohen Wasseroberflächenspannung gekennzeichnet und von riesigen intelligenten Einzellern bewohnt. Allerdings geraten Lukianenkos Welten auch alle sehr skurril und muten an, als seien sie aus dem reichen Schatz russischer Märchen geschöpft; manchmal, wie im Falle des Westernplaneten „Prärie 2“, zieht Lukianenko auch Hollywoodmythen heran. Die Welten in Spektrum sind bizarre Traumlandschaften und können daher als Science-Fiction im klassischen Sinne auch nicht vollends überzeugen. Für echten sense of won­der mangelt es ihnen an Glaubwürdigkeit. Lukianenko macht es sich in vielen Dingen auch einfach. Die Sternentore, so verrät er im Interview im Anhang des Buches, hatte er nur verwandt, um sich keine Gedanken über interstellare Raum­schiffe machen zu müssen. Die meisten seiner fantastischen Welten haben erdähnliche Verhältnisse, sodass Martin fast nie einen Raumanzug braucht. Viele der außerirdischen Rassen sind humanoid, und die anderen ähneln – mit Aus­nahme der bessarischen Einzeller – wieder einmal verschiedenen Tierarten wie Robben oder Känguruhs.

 

Dennoch: Es ist Lukianenkos erzählerischem Können und elegantem Stil zu verdanken, dass er seine Welten trotzdem so spannend und interessant schildert, dass der Leser bei der Stange bleibt und immer erfahren will, wie sich Martins und Irinas Geschicke weiter entwickeln. Gewisse Einschränkungen sind allerdings auch hier zu machen. Die sich stän­dig wiederholende Erzählstruktur – Martin besucht eine Welt und erlebt einen weiteren Tod einer Irina-Kopie – ermü­det den Leser spätestens nach dem dritten Todesfall, und im letzten Drittel erlahmt das Interesse ein wenig, da Lukia­nenko immer noch nichts Essentielles zur Lösung des Rätsels enthüllt, das sich bis dahin immer noch als völlig um­wölkt und mysteriös darstellt.

 

Überhaupt „das Rätsel“. Es ist eine nicht unwesentliche Crux des Romans, dass er seine Protagonisten auf die Suche nach etwas schickt, das sie selbst gar nicht richtig fassen und benennen können. Irina glaubt aufgrund vager Indizien wie die Ruinen uralter Sternentore und weit verbreitete Mythen über Sintfluten und andere Weltuntergänge, dass schon bald eine erneute galaktische Apokalypse droht. Sosehr diese Prämisse an den Haaren herbeigezogen wirkt, so unbefriedigend sind die von Martin und Irina gezogenen Schlussfolgerungen. Zunächst entwerfen beide eine Theorie, nach der die galaktische Apokalypse von höheren Naturgewalten oder Göttern oder Wesen, die die höchsten Stufen der kognitiven Evolution schon erreicht haben, ausgelöst worden war, weil die Vernetzung der vielen Spezies in der Galaxis durch die Sternentore die allgemeine geistige Evolution ausgebremst habe. Da die interstellare Reisefreiheit den Zugang zu allen nur erdenklichen technologischen Ressourcen aufgeschlossen hatte, wären alle Bedürfnisse ge­stillt, der Anreiz zur eigenen Weiterentwicklung gehemmt gewesen. Es ist absurd, dass einem Cleverle wie Martin nicht auffällt, wie falsch diese Theorie sein muss, denn die Evolution vollzieht sich per definitionem stets nur im Kon­takt mit dem Anderen, dem Fremden – es ist ganz im Gegenteil das Isolierte, das zu verharren und zu degenerieren droht. Dementsprechend müsste die Vernetzung der Spezies die kognitive Evolution eher befördern statt hemmen.

 

Wenig glaubwürdig ist auch die Idee, dass sich einige Spezies als Reaktion auf die weit zurück liegende Apokalypse bewusst zur Degeneration entschieden hätten. So haben die Dio-Daos eine extrem kurze Lebensdauer von sechs Mo­naten, können jedoch ihr Gedächtnis ihrem Nachwuchs weitervererben. Indem die Neugeborenen nicht mehr lernen müssen, stagniert die Gesellschaft der Dio-Daos als Ganzes. Die Schealier hingegen sind nur als Kinder intelligent; wenn sie erwachsen werden, legen sie in einem Ritual bewusst ihren kritischen Verstand ab.

 

Später erkennt Martin die Wahrheit: Die Schließer haben vor Urzeiten den künstlichen Planeten Talisman entdeckt, eine gigantische Fabrik, die eine noch ältere, verschwundene Rasse gebaut hat. Talisman erinnert in seiner Funktion stark an die unterirdischen Krell-Maschinen in Fred M. Wilcox’ Alarm im Weltall (1956), denn wie diese können sie prin­zipiell jedem Allmacht verleihen. Als die Schließer von der Allmacht kosteten, waren sie ihr nicht gewachsen und wü­teten als unzulängliche Götter in der Galaxis – ihre Allmacht war der Quell der Apokalypse. Sie lernten daraus, mäßig­ten sich und begannen erst viele Jahrtausende später erneut, die Galaxis mit Sternentoren zu vernetzen. Martin selbst gelingt es am Ende, auf Talisman die Allmacht zu schauen, doch wie die Schließer sieht er sich ihrer nicht gewachsen und schlägt die „Gottesgabe“ aus – er zieht es vor, ein gewöhnlicher Mensch zu bleiben. Er kann zwar anschließend nicht beschreiben, wie die nächste evolutive Stufe des Geistes aussieht, die den jetzigen Verstand des Menschen übersteigt. Aber er hat sich vergewissert, dass sein Sinn des Lebens schlussendlich in der Liebe zum Leben selbst liegt.

 

„Es gibt eine Art realer Grenze dessen, was ein Schriftsteller beschreiben kann“, stellt Lukianenko im Interview im An­hang korrekterweise fest. „Kann ein Mensch Allmacht erhalten – und trotzdem ein Mensch bleiben?“ In dem kurzen Moment, in dem Martin Allmacht erhält, steht für ihn die Zeit still, und sein geistiger Zustand, der über allem hinaus ist, was irgendein Mensch oder ein Schriftsteller imaginieren kann, wird über drei Seiten mit wirr ineinandergeschnit­tenen Satzfetzen symbolisiert – ein sprachlicher Rausch, der gehaltlich dem Farbenrausch am Ende von Stanley Ku­bricks 2001: Odyssee im Weltraum (1968) entspricht. In beiden Fällen sind die psychedelischen Trips nur unzulängliche Andeutungen dessen, was sie meinen sollen. Das wirkt zwar etwas enttäuschend, kann aber kaum zum Vorwurf ge­reichen.

 

Etwas unbefriedigend ist das Ende von Spektrum aus einem anderen Grund: Nach der Odyssee von Martin und Irina hat sich praktisch nichts verändert. Die angebliche Bedrohung, die von einer irgendwann von irgendwem neu gewon­nenen Allmacht entfesselt werden könnte, ist in keiner Weise abgewendet, die Mission von Martin und Irina für die Galaxis folgenlos. Martin selbst behauptet, dass er gewiss nicht das erste Individuum nach dem letzten Weltende ge­wesen war, das auf Talisman Allmacht erhalten habe. Auf die Frage Irinas, wie denn die Gefahr Talismans gebannt werden könne, hat er jedoch keine Antwort. Auch Lukianenkos Schlussfolgerung, dass so geringe Verstandeswesen wie die Menschen als Götter kläglich versagen und nur Katastrophen heraufbeschwören würden, ist wahrlich nicht neu und findet sich bereits in uralten Mythen und Märchen. Hier eine andere Spekulation zu wagen, wäre womöglich interessanter gewesen. So jedoch kann Martin in der letzten Szene des Romans aus vollster Überzeugung zu dem zurückkehren, was ihn als Mensch am meisten ausmacht: Zu seinen Genüssen. Im gemütlichen Beisammensein mit seinem Onkel in einer heimeligen russischen Wohnung lässt er es sich mit gebratenem Schweinefleisch und Rotwein gutgehen. Nasdrowje!

 

Auch wenn Lukianenko seinen Leser mit einem indifferenten Ende entlässt, das allzu vage in Überlegungen über die nächste Stufe der kognitiven Evolution irrlichtert, ist Spektrum insgesamt ein kurzweiliger und sprachlich geschliffen erzählter Fantastik-Roman. Erfrischend ist seine russische Perspektive, lebendig die Hauptfigur Martin und seine viel­fältigen Betrachtungen über das Leben. Wenn man sich bei den fantastischen Elementen darauf einlässt, dass sie ei­nen starken märchenhaften Anstrich haben, wird der Roman zu einem Vergnügen. Sergej Lukianenko beweist neben anderen Autoren wie beispielsweise Dmitri Glukhovsky, dass die altehrwürdige Tradition der russischen Fantastik würdige Erben gefunden hat – sie könnte nicht lebendiger sein.

 

 

 

© Michael Haul

Veröffentlicht auf Astron Alpha am 5. Mai 2017