Jurassic World (USA 2015)
Regie: Colin Trevorrow
Drehbuch: Rick Jaffa, Amanda Silver, Colin Trevorrow und Derek Connolly. Kamera: John Schwartzman. Schnitt: Kevin Stitt. Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Chris Pratt (Owen Grady), Bryce Dallas Howard (Claire Dearing), Ty Simpkins (Gray Mitchell), Nick Robinson (Zach Mitchell), Irrfan Khan (Simon Masrani), Vincent D’Onofrio (Vic Hoskins), Omar Sy (Barry), BD Wong (Dr. Henry Wu), Judy Greer (Karen Mitchell), Lauren Lapkus (Vivian) u. a.
Produzenten: Patrick Crowley und Frank Marshall; Steven Spielberg und Thomas Tull (Executive Producer). Companies: Universal Pictures; Amblin Entertainment; Legendary Entertainment
Laufzeit: 124 Minuten; Farbe; 2-D und 3-D
Premiere: 9. Juni 2015 (USA); 11. Juni 2015 (Deutschland)
Der kleine Gray Mitchell und sein halbwüchsiger Bruder Zach werden von ihren Eltern für ein paar Urlaubstage nach Isla Nubar vor der Küste Costa Ricas geschickt. Dort lockt die „Jurassic World“, eine inzwischen funktionierende, sicherheitstechnisch perfektionierte High-Tech-Version des alten „Jurassic Park“, täglich Zehntausende von Besuchern aus aller Welt an. Gray und Mitchell sollen in der Obhut ihrer Tante Claire Dearing ein paar schöne Tage in dem riesigen Freizeitpark verbringen, in dem die Besucher gentechnisch gezüchtete, lebendige Dinosaurier hautnah erleben können.
Claire ist die Geschäftsführerin des Parks und unter anderem mit der Einführung neu entwickelter „Produkte“ – genetisch modifizierter, neuer „Modelle“ von Dinosauriern – betraut. Da die Sensationslust der Besucher und die Gier der Aktionäre nach Gewinnen beständig neue Attraktionen fordert, hatte der milliardenschwere Vorstandschef und Hauptaktionär des Parks Simon Masrani seinen leitenden Gentechniker Dr. Henry Wu damit beauftragt, den wildesten und gefährlichsten Super-Tyrannosaurus aller Zeiten zu kreieren, einen auf den Namen „Indominus Rex“ getauften Raubsaurier, den es so in der Natur nie gegeben hatte. Owen Grady, der auf der Insel ein vom Militär initiiertes Dressurprojekt mit Velociraptoren durchführt und sich bestens mit Raubsauriern auskennt, wird von Masrani zu Rate gezogen, um die Sicherheit des Indominus-Rex-Geheges zu überprüfen. Grady warnt Claire und Masrani davor, dass ein isoliert herangezogener Raubsaurier ohne erlerntes Sozialverhalten eine extreme Gefahr darstellt. Gradys Warnungen sind kaum ausgesprochen, als sie sich dann auch bewahrheiten: Der Indominus Rex bricht aus seinem Gehege aus und tötet auf seinem Weg Menschen und andere Dinosaurier, wie sie ihm vor das gefräßige Maul geraten. Dabei erweist sich die Kreatur als äußerst gerissen und intelligent.
Als ein erster Trupp von bewaffneten Sicherheitsleuten im Dschungel vollständig vom Indominus Rex abgeschlachtet wird, muss Claire die sofortige Evakuierung der Jurassic World anordnen. Gleichzeitig begibt sie sich mit Owen auf die Suche nach ihren Neffen Gray und Zach, deren Safari-Fahrzeug vom Indominus Rex zerschmettert wurde. Gray und Zach gelang die Flucht, doch müssen sich die beiden Jungen nun zu Fuß durch die gefährliche Wildnis durchschlagen. Derweil versucht der Militär Vic Hoskins, seinen eigenen Plan durchzusetzen und die von Owen dressierten Velociraptoren als Waffen gegen den Indominus Rex einzusetzen – als Testlauf für eine gentechnisch gezüchtete Dinosaurier-Waffe, die in künftigen Kriegen einsetzbar wäre . . .
Die Dinosaurier beißen wieder!
Als im Sommer 1993 Steven Spielbergs Blockbuster Jurassic Park in die Kinos kam, war dies ein bahnbrechendes Ereignis. Seit Anfang der Neunzigerjahre machten die immer besser werdenden Möglichkeiten der Computeranimation (CGI) gewaltige Fortschritte und revolutionierten die visuellen Effekte in Spielfilmen. In Jurassic Park bekam der Zuschauer zum ersten Mal digital perfekt getrickste, fotorealistische Dinosaurier zu sehen, womit der Film ein atemberaubendes, noch nie dagewesenes Erlebnis bot, kombiniert mit einer extrem spannenden Erzählung; der Film wurde damit nicht nur zum erfolgreichsten Kassenschlager des Jahres, sondern auch zu einem Meilenstein in der Geschichte des Science-Fiction-Kinos.
Mit Vergessene Welt: Jurassic Park (1997) von Spielberg und Jurassic Park III (2001) von Joe Johnston folgten zwei enttäuschende Sequels, die im Wesentlichen die blutige Monstershow des ersten Teils nach demselben Schema wiederkäuten, ohne wesentliche neue Ideen zu entwickeln; selbst tricktechnisch blieben sie zum Teil hinter dem ersten Teil zurück (indem sie etwa viele Effektszenen in der Schwärze der Nacht „versteckten“, sodass der Zuschauer in ihnen oft nur dunkle Silhouetten statt beeindruckende Saurier zu sehen bekam). Beide Sequels waren zwar ebenfalls extrem erfolgreiche Hits an den Kinokassen, doch nach ihnen schien die kreative Luft aus dem Franchise raus zu sein. Noch vor Veröffentlichung des dritten Teils wurde damals zwar schon von Steven Spielberg und seiner Produktionsfirma Amblin Entertainment mit Planungen für einen vierten Teil begonnen, und verschiedene Ideen, Drehbuchentwürfe und Namen für Schauspieler und Regisseure wurden gerüchteweise gehandelt, doch aus alledem erwuchs nichts Konkretes, weil Spielberg letzten Endes nie mit den Drehbüchern zufrieden war. Dabei fehlte es nicht an Fantasie oder den Willen, das Franchise in völlig neue Richtungen zu lenken. So enthielten die Drehbuchentwürfe der beauftragten Autoren William Monahan (geb. 1960) und John Sayles (geb. 1950) unter anderem die verwegene Idee von genetisch gezüchteten Supersoldaten, die aus Menschen und Dinosauriern gekreuzt worden waren. Für diese Kreaturen hatte das Winston Studio auch schon erste Designentwürfe angefertigt.
Es dauerte schließlich 13 Jahre, bis der Regisseur Colin Trevorrow (geb. 1976) auf Empfehlung von Brad Bird (geb. 1957) von Steven Spielberg angeheuert wurde und das auf die lange Bank geschobene dritte Sequel endlich realisiert wurde. Der in San Francisco geborene Trevorrow ist ein relativer Neuling im Regiefach – nach seiner Zeitreise-Komödie Journey of Love – Das wahre Abenteuer ist die Liebe (2012), die bei uns nur auf Bluray, DVD und in Streamingdiensten veröffentlicht wurde, ist Jurassic World erst sein zweiter Kinofilm. Trevorrow war nach Jurassic World für kurze Zeit als Regisseur für Star Wars IX angedacht gewesen, bis der Job dann doch J. J. Abrams zugesprochen wurde. Stattdessen hat Trevorrow als Autor und Executive Producer am Sequel Jurassic World: Das gefallene Königreich (2018) mitgewirkt und mit dem Drama The Book of Henry (2017) seinen dritten Kinofilm inszeniert. Inzwischen plant der Filmemacher angeblich ein Remake von Der Flug des Navigators (1986).
Das Drehbuch zu Jurassic World schrieb Trevorrow zusammen mit seinem Kumpel Derek Connolly (geb. 1976), wobei sie auf einem früheren Drehbuch aufbauten, das das Autoren-Ehepaar Rick Jaffa (geb. 1956) und Amanda Silver (geb. 1963) verfasst hatten; außerdem wurde das Drehbuch mit Steven Spielberg eng abgestimmt. Jaffa und Silver, die von Spielberg im Juni 2012 mit einem Drehbuch beauftragt worden waren, hatten zuvor mit ihrem cleveren Drehbuch für Planet der Affen: Prevolution (2011) schon einmal einem alten Franchise eine gelungene Frischzellenkur verpasst. Zwischen beiden Autorenteams kam es später zum Streit, da Trevorrow und Connolly darauf insistierten, dass das schlussendliche shooting script keine nennenswerte Anteile mehr von Jaffas und Silvers Arbeit enthalten würde. Die Writers Guild of America entschied dennoch zugunsten Jaffas und Silvers, die somit neben Trevorrow und Connolly einen screen credit als Drehbuchautoren erhielten.
Ich muss zugeben, dass ich zunächst sehr skeptisch über Jurassic World war und die Teaser und Trailer diese Skepsis eher noch verstärkten als zerstreuten – sollte man sich wirklich noch einmal die alte, ausgelutschte Story antun, nur weil vielleicht die Tricks jetzt noch bombastischer ausgefallen sein könnten? Aber ich war beim Anschauen des Films dann aber doch positiv überrascht. Jurassic World recycelt im Kern den alten Plot des Originals, das ist richtig. Doch zeigt sich wider Erwarten, dass die Entscheidung für ein waschechtes, konsequent an die Vorgängerfilme anknüpfendes Sequel statt für einen Neustart des Franchises richtig war. Jurassic World setzt explizit die Geschehnisse der Vorgängerfilme voraus – die warmherzigste Verbeugung vor dem Original ist eine Statue von John Hammond, dem seinerzeit von Richard Attenborough (1923–2014) gespielten Gründervater des Jurassic Park, die in der Haupthalle des Freizeitparks steht – und baut auf ihnen mit einer Menge frischer, neuer Ideen auf. Überdies gelingt es dem Film tatsächlich an vielen Stellen, mit noch besseren Spezialeffekten und spektakulär in Szene gesetzten Raubsauriern und titanischen Saurierkämpfen zu begeistern und mitzureißen. Lediglich die extrem nervenzerrende Spannung, die Spielberg noch im ersten Teil virtuos zu erzeugen wusste, kann Colin Trevorrow nicht mehr gelingen – zu gewöhnt ist man inzwischen als Zuschauer an die dafür gängigen, Spielbergschen Stilmittel, wie beispielsweise verängstigt schwitzende Menschen, die sich angespannt hinter Autos kauern, während sich langsam eine schnüffelnde T-Rex-Nase nähert . . .
Die Grundidee von Jurassic World ist, dass der Saurierpark, der in den Vorgängerfilmen nie über Testphasen hinauskam, nun inzwischen eröffnet ist – als ein hypermoderner Mega-Freizeitpark, der alle nur erdenklichen Unterhaltungsmöglichkeiten bietet, die heutzutage von Freizeitparks erwartet werden: kein fader, prähistorischer Zoo, sondern ein glitzerndes Dino-Disneyland. In faszinierenden Szenen und Wow-Momenten zeigt der Film, wie die von Gentechnikern designten Dinosaurier für das familienfreundliche Entertainment kommerzialisiert werden. Neben der obligatorischen Fress- und Souvenirladenmeile und einem mit holografischen Darstellungen und interaktiven Displays aufgezogenen High-Tech-Sauriermuseum bietet der Park beispielsweise Safaritouren, bei denen die Besucher statt in schienengeführten Jeeps vielmehr in frei lenkbaren, gläsernen Sphären die Sauriergehege erkunden können. Weitere Attraktionen sind Dinosaurierreiten und Streichelzoos für die Kleinen mit putzigen Triceratops- und Stegosaurus-Babys. In einer spektakulären Aquariumsshow werden komplette Haie an gigantische Mosasaurier verfüttert, die meterhoch aus dem Wasser emporschießen; anschließend wird das nassgespritzte, johlende Publikum mitsamt Tribüne unter das Niveau des Wasserbeckens abgesenkt, damit es durch dickes Panzerglas den Mosasaurier unter Wasser bestaunen kann. Wenn Zach dann triefend nass und begeistert lachend zu seinem kleinen Bruder sagt: „Das war doch echt cool, oder?“, dann kann man nicht umhin, breit zu grinsen und zu denken: „Jawohl, aber sowas von cool!“ Wer würde eine solche Show nicht sehen wollen?
Eine weiteres interessantes neues Element ist Owens Dinosaurier-Dressur. Diese Idee (die ursprünglich von Steven Spielberg kam und bereits in den frühen Jurassic Park IV-Drehbüchern von Monahan und Sayles enthalten war) ist nur zu naheliegend, wenn man sich vor Augen führt, dass Reptilien weitaus intelligenter sind, als gemeinhin geglaubt wird, und beispielsweise Krokodile sich sehr gut dressieren lassen. Die Velociraptoren werden in glaubwürdiger Weise als zwar dressierbare, nichtsdestotrotz aber nach wie vor höchst gefährliche Raubtiere dargestellt. Ihre Loyalität gegenüber ihrem Dinoflüsterer Owen und ihre Angriffslust gegen den gewaltigen Indominus Rex rutscht erst gegen Ende des Films ins Absurde ab (während ihre visuelle Darstellung neueren paläontologischen Erkenntnissen zufolge veraltet ist, da Velociraptoren wie ihre heutigen Nachfahren, die Vögel, wahrscheinlich gefiedert gewesen sind). Dass die Dressur der Raubsaurier vom Militär finanziert wird, das darauf aus ist, aus den Tieren eine tödliche Waffe zu machen, verleiht dem Film eine weitere spannende Dimension. Als das Militär die dressierten Raptoren gegen den Indominus Rex einsetzen will, sieht sich Owen gezwungen, mitzuspielen und die Leitung der Operation zu übernehmen, da er seine Tiere – die alle natürlich längst freundliche Namen wie „Charly“ oder „Blue“ erhalten haben – schützen will.
Die beste neue Idee des Films aber ist die Thematisierung der turbokapitalistischen Mechanik, die das Management des Parks antreibt und scheinbar keine Kompromisse zulässt. Die Sensationsgier des Publikums verlangt nach immer größeren, immer heftigeren Sensationen, und so entspricht das Management diesem postulierten Bedarf und lässt immer größere, immer spektakulärere und immer gefährlichere Dinosaurier designen. Einfach nur einen lebenden Dinosaurier zu präsentieren, beeindrucke ein Kind inzwischen kaum stärker, als wenn man ihm einen Elefanten zeigen würde, behauptet Claire. Die Saurier werden zu bloßen „Produkten“ degradiert, die in bilanzbuchhalterische Zahlenwerke eingespannt werden, obwohl sie doch lebendige Kreaturen sind, und verpflichtet fühlt man sich allein den Aktionären und ihrer nimmersatten Gier nach Profiten. Claire muss als Führungskraft in diesem System perfekt funktionieren – eine Erwartung, der sie auch mit Feuereifer nachkommt – und hat darüber alle Möglichkeiten privaten Glücks hintangestellt. So wollte eine Affäre oder gar Beziehung mit dem kernigen Naturburschen Owen nicht gelingen, und an eigene Kinder zu denken, durfte sich Claire schon gar nicht erlauben. In dieser Hinsicht ist dem Film vielfach eine sexistische Anlage der Rolle von Bryce Dallas Howard angelastet worden, doch bin ich der Meinung, dass ihr Dilemma, von ihrem an sich erstrebten und gewollten Führungsjob de facto komplett vereinnahmt zu sein, durchaus eine Menge mit unserer heutigen Realität zu tun hat. Ich sehe hier jedenfalls keine offensive Propagierung eines veralteten Rollenbildes.
Zum einen hält der Film mit diesem kritischen Thema natürlich dem Kinopublikum selbst den Spiegel vor, das genau wie die Parkbesucher im Film nach noch spektakuläreren Dinosauriern giert als jene, die es in den Vorgängerfilmen serviert bekommen hatte. Auch für den Blockbuster Jurassic World gilt, dass es nicht mehr ausreicht, einfach nur Sauropoden und Triceratopse zu zeigen, die friedlich in der Sonne grasen, um dem überwältigten Publikum die Kinnläden herunterklappen zu lassen. Und so heischt der Film mit seinen extrem gefährlichen Super-Sauriern, die in 3-D nach dem Publikum schnappen und in einem Godzilla-ähnlichen Showdown den halben Park zerdeppern, nach denselben Sensationssteigerungen, die im Film das Management des Parks als Zielvorgabe im Sinn hat. Das Thema gewinnt eine nahezu ironische Dimension, wenn Schwärme von Flugsauriern mit scharfen Schnäbeln über die Menschenmengen im Park herfallen und garstig auf sie einpicken, denn wer sonst, wenn nicht wir selbst sind mit diesem genüsslich zerhackten, zerbissenen und panisch schreienden Publikum gemeint?
Andererseits spiegelt der Film nicht nur die kapitalistische Dialektik von Sensationsgier und kommerzieller Sensationserfüllung, sondern gehorcht ihr auch selbst. Der Film zählt zu den am massivsten beworbenen Blockbustern des Jahres 2015, und das in ihm reichlich eingestreute Product Placement – insbesondere von Mercedes und Starbucks – ist unübersehbar. Und es ist ein Film, der vor allem auf die Sensation seiner Saurier und kaum auf seine Story oder gar Botschaft zählt. Die Rechnung ging auch auf: Bei einem Budget von 150 Millionen Dollar spielte der Streifen weltweit satte 1,6 Milliarden Dollar ein – das fünftbeste Einspielergebnis aller Zeiten. Ist der Widerspruch zwischen der kritischen Botschaft und der extremen Sensations- und Gewinnmaximierung des Films den Filmemachern nun als zynische Heuchelei anzukreiden, oder drückt sich hier vielmehr ihre begrüßenswerte, subversive kreative Freiheit aus? Die Diskussion dieses Problems im Hollywoodkino, wo der kommerzielle Erfolg am Ende immer vor allem anderen zählt, ist beileibe nicht neu und wurde bei Filmen, die vor allem auf Sensationen aufbauen, immer wieder aufgerührt. Im Science-Fiction-Kino kommt einem hier zuallererst der Arnold-Schwarzenegger-Streifen Running Man (1987) von Paul Michael Glaser in den Sinn, über den es seit Jahrzehnten zum guten Ton gehört, die Nase zu rümpfen und seinen angeblich so abstoßenden kommerziellen Zynismus zu brandmarken. Wie dem auch sei: In Jurassic World jedenfalls funktioniert der Spiegel der kritischen Botschaft ausgezeichnet, nicht zuletzt, weil der Blockbuster selbst als das, was er ist, die kritisierte kommerzielle Dialektik so perfekt demonstriert – egal, wie zynisch das nun auszulegen ist oder nicht.
Chris Pratt (geb. 1979) spielt seine Rolle als einfühlsamer Saurierflüsterer hervorragend. Seinen sonst so geläufigen selbstironischen Gestus, wie wir ihn aus Guardians of the Galaxy (2014) kennen, weiß er hier beiseite zu lassen und stellt seine Rolle mit dem erforderlichen Ernst dar. Dass er sowohl in der intensiven Interaktion mit den Velociraptoren als auch in seinen warnenden Ansprachen gegen das Management des Parks nicht ins Lächerliche und Unglaubwürdige abrutscht – was sehr leicht hätte passieren können –, spricht für Pratts schauspielerisches Können und seine Professionalität. Bryce Dallas Howard (geb. 1981) brilliert neben ihm in ihrer Rolle als Parkmanagerin Claire, die gegen Ende des Films auch noch ihre heroischen Momente bekommt. Wie bereits erwähnt, halte ich weder ihre Rolle für schlecht geschrieben, noch ihre Darstellung für blass. Ohne Fehl und Tadel agieren auch die beiden Kinder- und Jugendlichen-Darsteller Ty Simpkins (geb. 2001) und Nick Robinson (geb. 1995). Insbesondere ist Simpkins’ enthusiastische Darstellung der kindlichen Dinosaurierbegeisterung ansteckend und rührend; in ihr können sich auch groß gewordene Kinder wiederfinden.
Alles in allem ist Jurassic World ein gelungener, überraschend frisch wirkender Popcorn-Blockbuster voller blendender Wow-Effekte und großartiger, sensationeller Szenen. Die überwältigende Faszination des Neuen und noch nie Gesehenen, die einst Spielbergs Jurassic Park auszulösen vermochte, erreicht der Film zwar nicht, doch wäre es auch höchst unfair, das von ihm zu erwarten. Die vorangegangenen Sequels des einstigen Geniestreichs sticht Jurassic World souverän aus. Der Film ist als erster Teil einer Jurassic World-Trilogie gedacht, dessen Nachfolger Jurassic World: Das gefallene Königreich (2018) von Juan Antonio Bayona unlängst im Kino anlief. Das Drehbuch für den Film, der eine unterhaltsame, noch bombastischere Effekteschlacht mit einem gewaltigen Vulkanausbruch auf Isla Nubar und einem Dino-Showdown in einem riesigen, schlossähnlichen Anwesen liefert, schrieben erneut Colin Trevorrow und Derek Connolly. Der dritte Teil der Trilogie soll im Juni 2021 veröffentlicht werden.
© Michael Haul
Veröffentlicht auf Astron Alpha am 5. Juli 2018
Szenenfotos © Universal Pictures