Killers from Space

Killers from Space Kinoplakat

Killers from Space (USA 1954)

 

Regie: William Lee Wilder

Drehbuch: William Raynor, nach einer Story von Myles Wilder

Darsteller: Peter Graves (Dr. Doug P. Martin), James Seay (Colonel Banks), Steve Pendleton (Briggs), Barbara Bestar (Ellen Martin), Frank Gerstle (Dr. Kurt Kruger), John Frederick (Deneb Tala) u. a.

Produzent: William Lee Wilder

Company: W. Lee Wilder Productions (Planet Filmways, Inc.) für RKO

Premiere: 23. Januar 1954 (USA)

Laufzeit: 71 Minuten; Schwarzweiß

 

Während eines Atombombentests in der Wüste Arizonas überfliegt der Atomwissenschaftler Dr. Martin das Gelände und entdeckt in der Nähe ein seltsames helles Gleißen am Boden. Als er mit seinem Flugzeug tiefer geht, stürzt das Flugzeug ab. Der Kopilot kann nur noch tot geborgen werden, von Dr. Martin fehlt jede Spur. Tage später aber stolpert der Vermisste erschöpft und verstört vor das Tor seiner Militärbasis. Er ist äußerlich unverletzt, bis auf eine sorgfältig verschlossene Narbe über seinem Herzen. An die Geschehnisse nach dem Absturz kann er sich nicht erinnern.

 

Dr. Martins Vorgesetzten ist der Fall suspekt, und sie suspendieren den Wissenschaftler vorläufig von seiner Top-Secret-Tätigkeit in der Atombombenentwicklung. Der Verdacht bestätigt sich: Dr. Martin wird von albtraumhaften Visionen gequält und schmuggelt bald geheime Informationen aus der Militärbasis, um sie in der Wüste zu deponie­ren. Ein Autounfall stoppt ihn, und nachdem er mit einem Wahrheitsserum behandelt wurde, kehrt seine Erinnerung zurück. Dr. Martin erzählt seinen Vorgesetzten, was geschehen war:

 

Nach dem Flugzeugabsturz war Dr. Martin in einer Höhle auf einem Operationstisch erwacht, und über sich hatte er – Schock! – sein eigenes Herz schweben sehen! Seltsame Wesen mit starrenden Augen hatten sein Herz aus dem Brust­korb entnommen, um es zu „reparieren“. Später hatte der Anführer der Fremden erklärt, dass sie Außerirdische vom Planeten Astron Delta seien und die Invasion der Erde vorbereiten würden. Schon bald würden sie die Auslöschung der Menschheit mittels riesiger, mutierter Monstertiere ins Werk setzen! Er selbst sei bei dem Absturz ebenfalls um­gekommen, die Außerirdischen hätten ihn jedoch wieder zum Leben erweckt, um ihn in der Militärbasis spionieren zu lassen – die Atombombentests gefährdeten nämlich die Aktivitäten der Außerirdischen in den Höhlen, die tief unter dem Testgelände liegen. Mit hypnotisch eingepflanzten Befehlen hatten die Außerirdischen den Wissenschaftler zur Oberfläche zurückgeschickt.

 

Keiner will Dr. Martins Bericht glauben. Da Dr. Martin jedoch genug von den Apparaten in der Höhle gesehen hat, um zu ahnen, wo die Außerirdischen ihre verwundbare Stelle haben, flieht er aus dem Militärhospital und handelt auf eigene Faust . . .

 

Invasion der Tischtennisbälle

 

Eine weitere, ärmliche No-Budget-Gurke von William Lee Wilder (dem Bruder des berühmten Billy Wilder), der auch die ähnlich schwachen Science-Fiction-Filme Phantom from Space (1953), The Snow Creature (1954) und The Man Without a Body (1957) produzierte und inszenierte. Der Film ist ein typischer Vertreter der vielen jämmerlichen, aber immerhin mäßig ambitionierten Science-Fiction-Billigheimer der Fünfzigerjahre. Die Regie ist steif und schleppend, Ausstattung und Spezialeffekte sind billig zusammengeschustert und die schauspielerischen Leistungen bestenfalls routiniert. Wie viele andere Filme seiner „Gewichtsklasse“, so ist auch Killers from Space mit zahlreichen Längen an­ge­füllt, um nur irgendwie über die Runden von siebzig Minuten zu kommen. Die schematisch gezeichneten Figuren wer­den kaum mit Leben gefüllt. Der comichafte, geradlinige Plot, geschrieben von William Lees Sohn Myles Wilder und dem Drehbuchautor William Raynor, ist grundsätzlich interessant, wird aber durch die stümperhafte Umsetzung leider vergeudet.

 

Dabei beginnt der Film recht vielversprechend. Bis Dr. Martin das Wahrheitsserum gespritzt bekommt und in einer Rückblende seine Erlebnisse in der Höhle der Außerirdischen gezeigt werden, wird das Geschehen durchaus spannend aufgebaut, und es entsteht ein Hauch unheimlicher Atmosphäre. Mit dem Wissenschaftler geht etwas Mysteriöses vor; seine Vorgesetzten ahnen, dass Dr. Martin manipuliert wurde und wahrscheinlich eine Gehirnwäsche erlitten hat. Killers from Space entfaltelt sich anfangs als hübscher, kleiner Paranoiastreifen. Unterstrichen wird dies noch durch effektvolle Visionen Dr. Martins: Immer wieder sieht er vor sich böse starrende Augen, die ins Bild eingeblendet wer­den. Ein Highlight stellt schließlich die erste Szene des Flashbacks dar, in der Dr. Martin auf dem OP-Tisch der Außer­ir­di­schen erwacht und vor sich sein eigenes Herz schweben sieht. Das ist ausnahmsweise einmal toll gemacht! Nur wird dieselbe Szene augenblicklich vom Aussehen der glotzenden Aliens ruiniert, die den OP-Tisch umstehen . . .

Szenenfoto aus dem Film "Killers from Space" (USA 1954) von William Lee Wilder
Fiese Chirurgen aus dem All – Die Killers from Space pfuschen am Herz von Dr. Martin herum

Das Design der Außerirdischen ist das mit Abstand lä­cher­lichste Element von Killers from Space – und hat übrigens starke Ähnlichkeiten mit dem ebenso lachhaften Design der Mutanten in Invasion vom Mars (1953). Die Außerirdischen sind in schwarze Kapuzenanzüge gesteck­te Chargen mit gro­tesk starrenden, kugelrunden Glotz­augen und buschigen, aufgeklebten Augenbrauen. Vor allem die Augen sind wirklich unglaublich beknackt. In einem Interview für das Filmfax Magazine er­zählte Harry Thomas, der damals für das Makeup der Außerirdischen zuständige Mitarbeiter der Filmcrew, dass William Lee Wilder seinerzeit vorgeschlagen habe, für die Glotzaugen halbierte Tisch­ten­nis­bälle mit aufge­malten Pupillen zu verwenden. Er selbst sei aber von die­ser möglichen Lösung nicht angetan gewesen. Seine eigene Idee, halbierte Glas­kugeln zu verwenden, wäre hingegen angeblich zu teuer geworden (warum auch immer). Nach langem Ringen mit dem Problem habe er die Lösung schließ­lich gefunden, als er an den Kühlschrank ging, um sich etwas zu trinken zu holen. „Da war meine Antwort: ein weißer Eierhalter aus Plastik!“ Okay . . . Es waren also Eierhalter statt Tischtennis­bälle, was visuell sicherlich einen gigantischen Unterschied macht – oder etwa nicht? Thomas erklärte auch, dass er für einige Szenen ein weiteres Paar Eierhalter auf den Glotzaugen arrangiert habe, die er mit Fäden bewegen konnte, so­dass der Eindruck bewegter Pupillen entstanden sei. „Als das funktionierte“, so Thomas, „fühlte sich das wirklich gut an, denn damals hat das Publikum es geglaubt“. Dazu trocken Bill Warren: „Tatsächlich: Nein, das Publikum hat es nicht ge­glaubt. Die Augen der Aliens sehen nach wie vor nach nichts weiter aus als nach Tischtennisbällen, die halbiert und be­malt wurden“ (vgl. Keep Watching the Skies!, S. 483). Auch mir sind die angeblich beweglichen Pupillen nirgends im Film aufgefallen. Die Glotzaugen starren einfach nur, und beim Anführer der Außer­ir­di­schen schielen sie auch manch­mal gewaltig, was dann nur noch dämlicher aussieht.

 

Allerdings ist dem Genrekenner schon bewusst, welche aus Pulp-Magazinen entlehnte Phantasie hier gemeint ist: kalte, böse Aliens mit abnorm riesigen, starrenden Augen, die dem Normalsterblichen von der Erde das Mark im Leib gefrieren lassen . . . Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass die fiesen Chirurgen und Genpfuscher aus dem All schon eine begrenzt finstere, unheimliche Stimmung erzeugen – trotz der Lachhaftigkeit der Glupschaugen, die sich ständig und immerzu aufdrängt! Immerhin: Die Aliens sind ein unverkennbares Markenzeichen von Killers from Space geworden, der es mittlerweile zu einem gewissen Kultstatus unter Trashfans gebracht hat. Wer den Film einmal gesehen hat, der vergisst die ping-pong balls from outer space so bald nicht mehr.

 

Der Rest der Science-Fiction-Gimmicks in der Höhle der Außerirdischen (Drehort waren die oft genutzten Bronson Caverns nahe Hollywood) sind angesichts des geringen Budgets mäßig akzeptabel – ein paar Schaltpulte und Schalt­schränke, Elektroden mit zuckenden Blitzen, ein gläserner OP-Tisch. Zeitweilig fühlt man sich in ein Serial der Dreißiger ­jah­re versetzt (womöglich lagen die Props von damals noch irgendwo herum). Eine gedrillte Halogenlampe muss als Strahlenwaffe herhalten, und auf einem einfachen Bildschirm aus Pappe bekommen Dr. Martin und die Zuschauer Sze­nen vorgeführt, die die an Bindfäden schwirrenden Untertassen der Außerirdischen und eine Stadt auf Astron Delta zeigen (stock footages einer futuristischen Modellbaustadt; die letzte Einstellung ist aus Flight to Mars „ausgeborgt“ und hatte dort – in Farbe! – die unterirdische marsianische Stadt dargestellt).

Neulich auf dem Mars – pardon: auf Astron Delta . . .
Neulich auf dem Mars – pardon: auf Astron Delta . . .

Ist es vermessen, nach Logik zu fragen? Der Plan der Au­ßer­irdischen, die Menschheit mit mutierten, gigantischen Krabbeltieren auszurotten, ist so himmelschreiend albern, dass man meinen könnte, das Skript sei dem Hirn des se­ligen Ed Wood entsprungen. Als Dr. Martin aus der Höhle zu fliehen versucht, landet er immer und immer wieder vor den mutierten „Bestien“, die die Aliens gezüchtet ha­ben. Tatsächlich steht er stets vor Rückprojektionen von Filmaufnahmen, die gewöhnliche Spinnen, Eidechsen, Schlangen, Kröten und Käfer zeigen. Die Tiere sind zwar mit eindrucksvollen Soundeffekten unterlegt. Trotzdem wirkt Dr. Martins Flucht eher wie ein Zoobesuch statt wie ein Kampf um Leben und Tod. Nicht minder dümmlich ist die Art und Weise, wie es Dr. Martin im Showdown gelingt, die Aliens zu bezwingen. Da er keine Energiequelle in der Höhle gesehen hat, ahnt er, dass die Außerirdischen das örtliche Stromkraftwerk angezapft haben. Er dringt ins Strom­kraftwerk ein und zwingt den Techniker vor Ort dazu, das Kraftwerk für ein paar Sekunden abzuschalten. Der Zusam­menbruch der Energieversorgung führt zur atomaren Explosion der Höhle. Ein Glück für Dr. Martin, diese Kettenreak­tion vorhergesehen zu haben – dem Zuschauer erschließt sie sich nicht. Stattdessen stellt er sich die Frage, wie die Gefahr in Zukunft denn bitteschön gebannt bleiben soll, denn noch immer schwirren ja die UFOs und Raumstationen der Außerirdischen in der Nähe der Erde herum und sind in Lauerstellung . . .

 

Killers from Space sollte ursprünglich The Man Who Saved the Earth heißen – ein starker Titel, doch dann fiel jeman­dem auf, dass sich der Titel auch auf Jesus Christus beziehen ließe, und so entschied man sich für das unverfänglichere Killers from Space. Hauptdarsteller Peter Graves (1926–2010), ein talentierter, bis zu seinem Ableben vielbeschäftigter Schauspieler (seine bekannteste Rolle dürfte die des James Phelps in der TV-Serie Mission Impossible von 1967 sein), erklärte 2004 in einem Interview, dass er sich alle Mühe gegeben hatte, seine Rolle in Killers from Space ernsthaft und professionell zu spielen. Für ihn war es nur ein Job. Die Glotzaugen-Aliens hielt auch er für entsetzlich blöde. Nun, man merkt es ihm im Film an: In der ersten Hälfte des Films ist Graves’ Schauspiel deutlich besser als ab dem Moment, wo er mit ernster Miene den finsteren Plänen eines Typen lauschen muss, dem man Eierhalter oder Tischtennisbälle ins Gesicht geklebt hat . . .

Werbefoto zu dem Film "Killers from Space" (USA 1954) von William Lee Wilder
Ob Eierhalter oder Tischtennisbälle – die Killers from Space zählen gewiss zu den beknacktesten Aliens der Filmgeschichte

In der Filmkritik ist des Öfteren die auf Bill Warren zurückgehende Meinung zu lesen, Killers from Space sei William Lee Wilders schlechtester, Phantom from Space dagegen sein bester Science-Fiction-Film (vgl. Keep Watching the Skies!, S. 724). Nun, ich wage hier einmal die umgekehrte Wertung: Killers from Space hat mich besser unterhalten und ist unter dem Strich kurzweiliger als Phantom from Space. Die Glotzaugen der Aliens sind lächerlich – aber sie sind ein Knaller! Und es gibt auch mehr Science-Fiction-Gimmicks zu „glotzen“ als in Phantom from Space. Alles in allem sind die Qualitätsunterschiede jedoch marginal. Beide Filme sind wirklich nur hartgesottenen Fans zu empfehlen, die auch mit billig heruntergekurbeltem Trash ihren Spaß haben können.

 

 

© Michael Haul; auf Astron Alpha veröffentlicht am 2. Februar 2016