Stanislaw Lem: Gast im Weltraum

Polnischer Originaltitel: Obłok Magellana („Die Magellansche Wolke“). Science-Fiction-Roman. 1955 im Verlag Iskry (Warschau) erschienen. Vorliegend ist die deutsche Erstausgabe von 1956, erschienen im Verlag Volk und Welt (Berlin/DDR). Übersetzung von Rudolf Pabel. Leinengebunden mit Schutzumschlag, 536 Seiten.

 

Im 32. Jahrhundert ist die Erde schon seit über einem Jahrtausend ein kommunistischer Weltstaat und hat das gesamte Sonnensystem besiedelt. Das gigantische Atom-Raumschiff Gea bricht mit 227 Wissenschaftlern und Spezialisten an Bord zur ersten interstellaren Reise in der Geschichte der Menschheit auf. Ziel ist das 4,34 Lichtjahre entfernte Doppel­sternsystem Alpha Centauri. Bis das Schiff, das knapp 57 % der Lichtgeschwindigkeit erreicht, von seiner Reise zurück­gekehrt ist, werden auf der Erde 20 und an Bord des Schiffes etwa 16 Jahre vergangen sein. Um die psychische Belas­tung der langen Reise soweit es geht zu mindern, ist die Gea außerordentlich luxuriös ausgestattet: Alle Besat­zungs­mitglieder haben eigene, großzügige Wohnungen, es gibt einen ausgedehnten Park, dessen Horizont und blauer Him­mel mit „videoplastischen“ Installationen täuschend echt hinzugefügt wurde, und eine „trionische“, digitale Büche­rei, ein Konzerthaus, ein Kino und ein großer Ballsaal bieten vielfältige Unterhaltungsangebote für die Sternenfahrer.

 

Trotz dieser Vorkehrungen fühlen sich die Menschen an Bord über die Jahre zunehmend bedrückt. Der Anblick der un­endlichen schwarzen Leere des Alls in den Panoramafenstern des Promenadendecks beängstigt sie, und die langen, ereignislosen Jahre des Wartens, bis das Ziel der Reise endlich in Sicht gerät, wirkt sich zermürbend aus. Die Wissen­schaftler beschäftigen sich mit ehrgeizigen Forschungsprojekten aller Art. Paare finden sich, und einige Kinder werden während der Reise geboren. Die Kollision mit einem kleinen Asteroiden übersteht das Schiff nur mit knapper Not.

 

Endlich erreicht die Gea Proxima Centauri, einen roten Zwerg, der etwa ein Fünftel Lichtjahr von der Alpha-Centauri-Doppelsonne entfernt ist. Zur großen Überraschung der Gea-Besatzung befindet sich im Orbit um Proxima Centauri auch eine 1100 Jahre alte Raumstation der „Atlantiden“ – der ehemaligen USA und ihrer NATO-Verbündeten –, die an­scheinend nach der Kollision mit einem Kometen aus dem Sonnensystem geschleudert wurde und bis in den Anzieh­ungsbereich des roten Zwergs gedriftet war. An Bord der Raumstation finden die Kosmonauten zwischen den Leichen der ehemaligen Besatzung Reste biologischer Kampfstoffe und mehrere Atomraketen – und einen Hinweis darauf, dass die Station vor nicht mehr als 60 Jahren von einer fremden Intelligenz besucht worden sein muss. Aus Scham über die unrühmliche Vergangenheit der Menschheit sprengen die Kosmonauten die Raumstation mithilfe der an Bord befindlichen Atombomben. Die Gea begibt sich in den Orbit um einen der wüstenhaften Planeten des roten Zwergs, auf dem das Landeteam in einem alten Bergwergsstollen die Überreste eines außerirdischen Besuchers entdeckt.

 

Nachdem die Gea ihre Treibstoffvorräte wieder aufgefüllt hat, reist sie weiter ins Alpha-Centauri-System. Ein um Alpha Centauri A kreisender erdähnlicher, von dichten Wolken verhangener „Weißer Planet“ ist offensichtlich von intelligen­ten Wesen bewohnt, da die Gea von ihm mit einem gerichteten Radiosignal angepeilt wird. Als die Gea mehrere be­mannte Raketen entsendet, um auf dem Weißen Planeten zu landen, geschieht jedoch eine Katastrophe: Die Raketen werden in den Wolken des Planeten mit einem Kraftfeld zerstört, da die Außerirdischen sie offenbar als tödliche Be­drohung fehlinterpretieren . . .

 

Lems romantisches Frühwerk im Zeichen einer kommunistischen Zukunft

 

Stanisław Lems Gast im Weltraum bietet dem Leser ein herrlich angestaubtes, naives, zauberhaftes und, naja, stellen­weise auch sehr kitschiges Raumfahrtabenteuer. Das Buch ist nach Die Astronauten (1951) der zweite Science-Fiction-Roman, den Lem veröffentlichte; Auszüge des Romans wurden bereits 1953/54 in der Zeitschrift Przekrój vorabge­druckt (vgl. die polnische Encyklopedia Fantastyki). Sowohl Gast im Weltraum als auch Die Astronauten waren in den Fünf­ziger- und Sechzigerjahren in Polen und im osteuropäischen Ausland sehr populär und haben damals zahlreiche Auf­lagen erfahren. Beide Romane dienten auch als literarische Vorlagen für Science-Fiction-Filme: Die Astronauten für Kurt Maetzigs Der schweigende Stern (DDR/Polen 1960) und Gast im Weltraum für Jindřich Poláks Ikarie XB 1 (CSSR 1963). Polák drehte einen der besten Raumfahrtfilme der Sechzigerjahre, der sich allerdings nur locker an Gast im Welt­raum anlehnte und im Wesentlichen nur die Grundidee des Romans aufgriff: die Erzählung einer jahrelangen, psychisch belastenden Fahrt eines großen Sternenschiffs zum Alpha Centauri. Von dieser Grundidee abgesehen finden sich vom Inhalt des Romans noch die Entdeckung eines amerikanischen Raumschiffwracks und der Weiße Planet als Ziel der Reise im Film wieder. In allem anderen – der Handlung, den Dialogen und sogar den Namen der Protagonisten – ging das Drehbuch eigene Wege.

Stanislaw Lem: Oblok Magellana (Gast im Weltraum), Buchcover der polnischen Erstausgabe 1955 von Iskry
Cover der polnischen Erstausgabe 1955

Die Astronauten und Gast im Weltraum unterscheiden sich stark von Lems späteren Science-Fiction-Erzählungen, die seit den Siebzigerjahren weltweit als intelligente und wegweisende Genre-Meilensteine gefeiert wurden und Lem den Rang als einen der wichtigsten Science-Fiction-Autoren des 20. Jahrhun­derts einbrachten. Sie entstanden noch in der Zeit des Sozialistischen Realis­mus, der staatlich durchgesetzten künstlerischen Doktrin im Ostblock, die erst nach dem Tode Stalins 1953 allmählich eine gewisse Lockerung erfuhr. In Bü­cherforen sind viele Leser daher oft enttäuscht von Lems arg konventionell bis trivial anmutenden „Jugendsünden“ – sie vermissen die für Lem sonst so cha­rakteristische philosophische Tiefenschärfe, seine unerbittlich kritische Haltung, seine lebendige Satire; sie sind verblüfft, bisweilen auch geschockt von der aggressiven sozialistischen Propaganda und ermüden häufig unter dem schlep­penden Tempo des Romans, der kaum Ereignisse, dafür aber jede Menge wissenschaftliche und philosophische Plaudereien der Protagonisten zum Inhalt hat. Um diesen Roman zu mögen, muss man ein gehöriges Maß an Liebe zu alter, nostalgischer Science-Fiction und viel Nachsicht gegen den stickigen doktrinären Muff, der das Werk durchweht, mitbringen.

 

Mit Blick auf diesen Muff wirkt Gast im Weltraum ausgesprochen konservativ und propagiert, ganz im Sinne der staat­lichen Ideologie, die zweifellos zu erwartende positive Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft. Im politisch geein­ten Utopia der fernen Zukunft sind die Menschen grenzenlos fortschrittsgläubig und technokratisch. Schon vor Jahr­hunderten haben sie die postsozialistische kulturelle Endstufe des Kommunismus erreicht. Es gibt keine Kriege, keine Verbrechen, überhaupt so gut wie keine Konflikte mehr. Das produktive und auch das private Eigentum ist abge­schafft, ebenso das Geld. Alle Bedürfnisse der Menschen werden erfüllt, da fast alle Güter allen gleichzeitig gehören und geliehen genutzt werden können. Benötigt man beispielsweise einen der kleinen Hubschrauber, die im 32. Jahr­hundert überall auf der Erde in den Lüften herumschwirren und das Auto abgelöst haben, ruft man ein Exemplar ein­fach mit einem handlichen Sendegerät – einer Art Handy – herbei, und ein leerer Hubschrauber landet im Handumdre­hen selbststeuernd in unmittelbarer Nähe. Lem zeigt eine perfekt funktionierende Shared Economy-Gesellschaft, die freilich allein auf der freiwilligen, innerlich überzeugten und begeisterten Mitwirkung aller Bürger zu gründen scheint und deren konkrete Wirtschafts- und Organisationsstruktur im Dunkeln bleibt.

 

Fast alle Menschen widmen sich unermüdlich der wissenschaftlichen Forschung oder technologischen Heldentaten – wobei die Männer in Gast im Weltraum auf allen Feldern die führenden Rollen einnehmen. Es herrscht die Ideologie des Immerweiter, Immerhöher, Immerbesser; das ständige Ziel ist die totale Unterwerfung und Beherrschung der Natur.

 

Auch die bedingungslose Aufopferung des Einzelnen für das Kollektiv, im vorbildlichen Heldentod vor Augen gestellt, wird ohne Abstriche unterschrieben: Am Beispiel eines Raumfahrers, der, um eine Katastrophe von der Erde abzuwen­den, in den Flammen seines Schiffes starb, verdeutlicht der Wissenschaftler Rudelik den Lehrsatz, „daß der Mensch nicht nur versteht, verschiedene Gebilde zu erdenken und herzustellen, die im gesamten Kosmos nicht existieren, son­dern daß er ihnen auch in jeder Situation gewachsen ist“ (S. 133). Als später der Astrogator Songgram sich opfert, um die Gea vor einer Katastrophe zu retten, und in einer Flut von flüssigem Helium an den zuletzt betätigten Speichen­rädern hängend zu einer bizarren Eisstatue erstarrt, wird seine so vorgefundene Leiche vom Ich-Erzähler des Romans allen Ernstes mit einem heroischen Kunstwerk verglichen, „das wahre Standbild des Astrogators“ (S. 382).

 

Die Kunst steht ganz im Dienste des kollektiven Programms der totalen Unterwerfung der Natur und verherrlicht es in all ihren Formen; Angebote der kritischen Reflexion macht sie nicht. An mehreren Stellen im Roman werden Denkmäler und Kunstwerke im kitschigen Stil des Sozialistischen Realismus zum Gegenstand der Identifikation des Ich-Erzählers, etwa das „Denkmal des unbekannten Kosmonautikers“ auf Grönland (S. 80) oder das abstrakt gestaltete Portal zu den Gemächern des Leiters der Gea-Expedition, Ter Akonian, das den Titel „Zu den Sternen“ trägt (S. 151). Es muss an dieser Stelle allerdings hinzugefügt werden, dass Lem seine Protagonisten, gleichwohl sie in ihrer Gesinnung und ihrem Han­deln den in Granit und Marmor geschlagenen Idealen ohne Abstriche entsprechen, durchaus plastisch und charakter­lich differenziert zu schildern weiß, wobei ihr Gefühlsleben, ihre Zweifel und auch ihre persönlichen Niederlagen be­leuchtet werden. Wenn sie auch bisweilen wie lebende Denkmäler anmuten, so werden sie doch als Menschen für den Leser lebendig.

 

Der aus heutiger Perspektive ausufernde, technokratische Gigantismus, der in Gast im Weltraum ausgemalt wird, ent­spricht in seiner Haltung dem politischen Programm der in den Fünfzigerjahren vorangetriebenen ehrgeizigen indus­triellen und infrastrukturellen Aufbauprogramme des Ostblocks, findet sich allerdings als fantastischer, die Allmacht der Technologie beschwörender Traum ebenso ungebändigt und unreflektiert auch in der westlichen Science-Fiction jener Dekade. In ihrer grenzenlosen Fortschrittsgläubigkeit waren die kapitalistische und die sozialistische Science-Fiction der Fünfzigerjahre weitgehend deckungsgleich. In Gast im Weltraum kontrollieren Meteo-Institute das Wetter; schon Jahrhunderte zuvor waren Tonnen von polarem Packeis ins All geschleudert und über den Polen zwei künstliche Atomsonnen installiert worden, um die arktischen Gebiete in gemäßigt klimatisierte Zonen zu verwandeln. So ist das lieblich bewaldete und neu besiedelte nördliche Grönland die Heimat des Ich-Erzählers, in der er eine goldene Kind­heit und Jugend verlebt, wie er am Anfang des Romans schildert. Fernerhin ist der Atomreaktor die universelle Ener­giequelle, die praktisch alles antreibt – vom Roboter bis hin zur Gea. Es gibt Schnellzüge, die in Vakuumröhren dahin­rasen und die Kontinente in aberwitzigem Tempo miteinander verbinden, und weltweite superschnelle Raketenflug­linien.

 

Lem illustriert die neuen Verhältnisse seiner kommunistischen Kollektivgesellschaft auch in feinen, nur beiläufig einge­flochtenen Details: So gibt es keinen ehrerbietigen pluralis majestatis mehr, stattdessen duzen sich alle Protagonisten, und jeder tritt einfach in die Wohnungen anderer Leute an Bord des Schiffes ein, ohne anzuklopfen; auch ist nie eine Tür abgeschlossen. Die vollendete Moral des kommunistischen Menschen hat außerdem zur Konsequenz, dass auf Abhängigkeiten basierende, beengende Liebesverhältnisse der Vergangenheit angehören; stattdessen begegnen sich die Geschlechter stets respektvoll und auf Augenhöhe (vgl. S. 293f.).

 

Und doch: Eine archaische gesellschaftliche Form hat sich bei Lem ins 32. Jahrhundert hinübergerettet, nämlich die Institution der Kleinfamilie. In einer idyllischen Kleinfamilie ist der Ich-Erzähler aufgewachsen, erzogen von der Groß­mutter und der Mutter, die zärtlich erinnert werden, während der Vater, ein Arzt, viel zu arbeiten hatte und deshalb nur selten zuhause war. Es gibt zwar die polytechnische Ausbildung während des Studiums, aber offenbar nicht die vorschulische und schulische Erziehung und Indoktrinierung der Kinder in Internaten, wie sie etwa Iwan Jefremow in seinem Roman Andromedanebel (1958) propagiert (ein Roman übrigens, der in vielen Hinsichten Gast im Weltraum ähnlich ist und dennoch von Lem nicht inspiriert sein kann, da die erste russische Ausgabe des Romans unter dem Titel Магелланово облако erst 1960 erschien).

Stanislaw Lem 1955
Stanislaw Lem 1955

Lem hat in Gast im Weltraum eine Menge technologischer Visionen entwickelt, die der damaligen Science-Fiction weit voraus waren und in der Rückschau zum Teil nahezu prophetisch wirken. So ersinnt Lem mit der digital gespeicherten „Trionenbibliothek“ (vgl. S. 191ff.), die überall per Funk auf Bildschirmen abgeru­fen werden kann, im Prinzip eine frühe, schemenhafte Vision des Internets. Dass er sich dabei als Speichermedium statt Festplatten sogenannte „Trionen“ – win­zige Quarzkrisalle – vorstellt und die zentrale irdische Trionenbibliothek erst im Jahre 2531 eingerichtet wurde, ist dabei zweitrangig. Und wenn der Ingenieur Yrjöla auf einem „Taschenempfänger“ ein digitales Buch liest (vgl. S. 161), fühlt man sich unweigerlich an ein E-Book-Lesegerät oder ein Smartphone erinnert. Auch die Operation eines Patienten mithilfe ferngesteuerter Instrumente, die der Chirurg am Computerschirm lenkt (vgl. S. 171f.), wirkt überaus fortschrittlich. Schließlich ist die an Bord der Gea in vielen Räumen eingesetzte Technik der „Videoplastik“, die perfekte visuelle Welten erzeugt, um den Menschen eine angenehme, erdähnliche Umgebung zu erschaffen, ein Konzept, mit dem Lem dem berühmten „Holodeck“ der jüngeren Star Trek-Serien und der digitalen virtual reality unserer Tage vorgreift.

 

Rilke im All

 

Manch Leser mag sich eher am schwülstigen literarischen Stil des Romans denn an der kommunistischen Ideologie reiben. Den Stil erklärte Lem später damit, dass er damals von den lyrischen Werken von Rainer Maria Rilke (1875–1926) fasziniert gewesen war und diese ihn beim Schreiben stark beeinflusst hätten. Lems Ich-Erzähler ist ein Arzt, dessen Name nirgends im Roman mitgeteilt wird. Die Sprache, mit der Lem die Gemütsbewegungen und sinnierenden Gedan­ken dieses Ich-Erzählers widergibt, sprießt und rankt oft sehr blumig und pathetisch, was an sich noch nicht zu tadeln wäre, hätte Lem denn die dick aufgetragenen Klischees vermieden, die er damit ausdrückt. Alle Erlebnisse sind in übertriebene Emphase und innere Bewegung getränkt, die Protagonisten sind stets, auch bei geringen Eindrücken, „überwältigt“, „erschüttert“ und von „ewigen“ Dingen berührt. Das wirkt oft kitschig und gestelzt, und der Kontrast zum nüchtern und reduziert formulierten, nur wenige Jahre später entstandenen Meisterwerk Solaris (1961) könnte extremer nicht sein. Aber die Sprache ist dennoch in Gast im Weltraum nach meinem Dafürhalten nicht überall erfolg­los. Sie ist farbig und bewegt, hat einen angenehmen Fluss, pflegt eine schöne Metaphorik und malt gekonnt die Stim­mung der Umgebung, insbesondere von Landschaften, aus, und einige Schilderungen des Innenlebens geraten durch­aus anrührend, etwa die Erzählung der unglücklichen Liebesgeschichte von Piotr vom Ganymed (vgl. S. 309ff.). Lem indes war später selbst sein härtester Kritiker und hat die in Gast im Weltraum verwendete Sprache überhaupt nicht geschätzt:

 

Ich sehe Gast im Weltraum als ein ziemlich schwaches Werk, insbesondere aufgrund seiner Sprache. Ich kann mich gut erinnern, dass ich damals ein Notizbuch mit mir herumtrug, in das ich „schöne Ausdrücke“ kritzelte, die ich eben erfunden hatte. Zu jener Zeit stand ich unter dem starken Einfluss des deutschen Dichters Rilke, von daher war mein Stil entfernt auf seinen bezogen. Außerdem war der Plot viel zu „süßlich“ – sodass am Ende Gast im Weltraum zu einem Extrakt der Zeiten des sozialistischen Realismus geriet. Es gibt Leute, die sagen, dass man das Buch nicht so sehr kritisieren kann, da es ein märchenhaftes Utopia ist. Möglicherweise ist meine jetzige Bewertung also schief – wegen schlechter Erfahrungen mit dem sozialistischen Realismus (zitiert nach der offiziellen Stanislaw-Lem-Webseite in englischer Version; in der deutschen Version fehlt dieses Zitat).

 

Sehr ähnlich formuliert findet sich diese Aussage auch in dem Buch Stanisław Lem, Stanisław Bereś: Lem über Lem: Gespräche (1986), S. 55f. Dort geht Lem allerdings noch härter mit seinem Werk ins Gericht und bekennt, dass Gast im Weltraum, versehen „mit dem zehnten Aufguss“ der Sprache Rilkes und einer „widerlich schmalzigen Fabel“, inzwi­schen nur noch „Übelkeit“ in ihm erwecke (vgl. zu dem Roman ferner auch ebda., S. 35).

 

In den Jahren nach seinem letzten Science-Fiction-Roman Fiasko (1986) – den Lem übrigens als moderne Re­vision von Gast im Weltraum konzipierte , hatte Lem der Science-Fiction ganz den Rücken gekehrt und sie in Bausch und Bogen verteufelt. Seine eigenen Werke schloss er dabei freilich nicht mit ein, da sie seiner Meinung nach gar keine Science-Fiction im herkömmlichen, amerikanischen Sinn darstellten und von den Verlagen nur verkaufsfördernd so etikettiert worden seien. Nur wenige Monate vor seinem Tod im März 2006 bat er sich aus, in der ihm stets eigenen bissigen Schärfe des Urteils, ihn nicht „weiterhin mit dem Science-Fiction-Schwachsinn zu belästigen“, und sagte er über seine ent­täuschte alte Liebe zum Genre:

 

Ich habe mich lange genug zum Narren gemacht. Die Zuneigung, die ich dem gefallenen Mädchen Science-Fiction entgegenge­bracht habe, ist nur zu vergleichen mit der Dummheit, sich in eine schöne Frau zu vergucken, um dann festzustellen, dass sie unter voranschreitender Zahnfäule leidet (aus einem Artikel von Joscha Remus in der Zeit vom 28. Juli 2005).

 

Interstellare Introspektionen

 

Inhaltlich bemüht sich Lem, in Gast im Weltraum nicht nur ein Weltraumabenteuer, sondern auch ein Weltraumdrama zu erzählen. Im Mittelpunkt steht die Überlegung, dass eine interstellare Reise, in der die Reisenden über viele Jahre in der Stahlhülle ihres Raumschiffs eingeschlossen leben müssen, eine enorme psychische Belastung mit sich bringen muss. Gast im Weltraum ist vielleicht der erste Science-Fiction-Roman, der sich das ehrgeizige Ziel gesteckt hat, genau diese Situation auszumalen und für den Leser erfahrbar zu machen.

 

Die Reise selbst soll der Leser also miterleben, wobei die langen Jahre im All im Wesentlichen ein langes Abwarten sind. Dementsprechend ist es nur folgerichtig, dass der Großteil des Romans mit wenig Action, dafür mit vielen Ge­sprächen, Retrospektiven und Reflexionen angefüllt ist. Zu Beginn blickt der Ich-Erzähler nostalgisch auf seine Kindheit und Jugend auf Grönland zurück, auf seine Begeisterung für ein Raumfahrtmuseum, wo ihm ein alter Museumswärter die stolzen Raketenrelikte heroischer Raumfahrtpioniere näherbringt, auf die unentschlossene Zeit der öfter gewech­selten Studiengänge, die ihn fast zufällig Arzt werden lässt, und auf seine erste große, unerfüllte Liebe, die er für sei­nen Wunsch, mit der Gea-Expedition mitzufliegen, aufgibt.

 

Später, an Bord des Schiffes, ergeben sich zahlreiche Gespräche mit den übrigen Protagonisten. Diese sind: Goobar, ein Professor alten Schlages und „der größte Gelehrte der Erde“ (S. 100); Schrey, der Chefarzt an Bord der Gea; Trehub, ein Professor der Astrophysik; Borel, ein Planetologe; Yrjöla, der wichtigste Ingenieur an Bord; Ter Haar, ein angeneh­mer Historiker und bald einer der engsten Freunde des Ich-Erzählers; Ter Arkonian, der Astrogator und Leiter der Expe­dition, ein bärtiger Ahab-Typ von „stählerner“ Ausstrahlung (vgl. S. 110); Ameta, ebenfalls Astrogator und eine nicht minder stählerne, lebende Raumfahrerlegende; Tembhara, ein „Mechanoeurist“ (das heißt ein Kybernetiker, ein angeb­lich kapitalistisches Wort, das die Zensur Lem verboten hatte); Diokles, ein Biophysiker; Smur, ein Mathematiker; Zorin, ebenfalls Mechanoeurist und zudem eine wahre Sportskanone; Piotr, ein Student vom Ganymed; und noch einige mehr. An namentlich genannten Frauen gehören nur Anna, eine Krankenschwester und bald die Lebensgefährtin des Ich-Erzählers, Callarla, die Lebensgefährtin Goobars, und Nonna, eine Bildhauerin, zum Bekanntenkreis des Erzählers.

 

Die Gespräche und Diskussionen, die sehr oft unvermittelt begonnen werden und dann arg herbeigezwungen wirken, drehen sich um die verschiedensten Themen: um die Sinnhaftigkeit des Todes für die Wertschätzung des Lebens und das Vorankommen der Evolution, um die Liebe und ihre Rückständigkeit in der präkommunistischen Vergangenheit, um die mögliche Beschaffenheit außerirdischen Lebens, um die Kunst oder um die Frage, ob es ethisch vertretbar ist, mit medizinischen Mitteln in das Seelenleben unglücklich Liebender wie Piotr vom Ganymed einzugreifen. Selbst auf einem geselligen Ereignis wie einem Ball im Festsaal des Schiffes unterhalten sich alle unentwegt über wissenschaft­lich-hypothetische Fragestellungen; banalen Partyklatsch gibt es dagegen keinen. Lediglich Diokles beklagt sich bei einer solchen Gelegenheit beim Ich-Erzähler darüber, im Schatten von Goobar zu stehen, und lässt damit einen Neid durchblicken, der doch eigentlich in der Zukunft schon überwunden sein sollte (vgl. S. 281–285). In Rückblenden wer­den Episoden aus dem Leben einzelner Protagonisten wie Piotr oder Smur aufgegriffen, und auch hier beschäftigt sich Lem mit verschiedenen Themen. In der Schilderung von Smurs Versuch etwa, das Ästhetische der Kunst in einer allum­fassenden mathematischen Formel zu fassen (vgl. S. 468ff.), lässt Lem das ehrgeizige Projekt scheitern – und behält der Kunst damit ein irrationales, die Naturwissenschaften überschießendes Substrat vor.

 

Die Gespräche und Reflexionen erörtern eine Menge wissenschaftlicher und philosophischer Themen und zeigen da­mit bereits Lems rege intellektuelle Beschäftigungen an, die er in seinen späteren fiktionalen und essayistischen Wer­ken noch tiefschürfender und systematischer zum Ausdruck bringen sollte. In ihrer Vielfalt vermögen sie das Interesse und die Kurzweil des Lesers durchaus wach zu halten, auch wenn sie nicht unmittelbar mit dem Thema einer interstel­laren Reise zu tun haben und stattdessen eine Menge von Lems Biografie reflektieren.

 

Das Hauptziel jedoch, die psychische Belastung dieser Reise greifbar zu machen, verfehlt Lem – und das ist in meinen Augen das Hauptmanko des Buchs. Öfters beschwört Lem, wie die unendliche Leere des interstellaren Alls einen unmittelbaren psychischen Einfluss auf die Menschen auf der Gea hat. Lem schildert sehr plastisch und lebendig den Blick der Raumfahrer in die Unendlichkeit des Alls – die überwältigende, furchteinflößende Tiefe, das Meer der Sterne, das Gefühl der eigenen Winzigkeit und Verlorenheit, die Angst, die sich Lichtjahre fern von der Erde einstellt. Dass dieser Eindruck aber eine tiefer gehende psychische Erschütterung hervorrufen soll, wird nicht nachvollziehbar. Dagegen wirkt es schon glaubwürdiger, wenn die inneren Abstumpfungen, Depressionen und Albträume, die die Be­satzung nach dem ersten Jahr ergreift, mit der Abkapselung vom pulsierenden Leben auf der Erde und dem zermür­benden, langen Warten auf das Erreichen des Reiseziels begründet werden. Allerdings werden die psychischen Effek­te dem Leser lediglich vom Ich-Erzähler oder durch Gespräche mitgeteilt, sie werden aber nicht in den Figuren selbst verwirklicht. Der Leser bekommt von ihnen praktisch nichts mit, und nach außen hin funktionieren alle Besatzungsmit­glieder, die doch eigentlich leiden sollten, weiterhin vernünftig und vorbildlich. Lem lagert die psychischen Probleme aus – in die unendliche Leere, den medizinischen Diskurs. Er entwickelt sie leider nicht in menschlichen Konflikten, was eigentlich das naheliegendste wäre. Damit verschenkt Lem ein gewichtiges erzählerisches Potenzial seiner Grundidee, und seine Figuren bleiben letzten Endes perfekte kommunistische Prachtkerle.

 

Ein wirklich abstoßender Tiefpunkt des Buchs ist die unerträglich plumpe, dumme und hasserfüllte Diffamierung des kapitalistischen Westens als machtgieriges, mordlüsternes, nur auf Tod und Vernichtung sinnendes Lumpenpack, dem stellenweise sogar das Menschentum abgesprochen wird. Als Abschluss eines Festes gibt Callarla das „Märchen von Turing“ zum Besten (S. 302ff.), das davon erzählt, wie der finstere Westen mit Robotern, die von Alan Turing (1912–1954) entwickelt wurden, die Weltherrschaft anstrebte:

 

Es war einmal, vor langer, langer Zeit, vor mehr als tausend Jahren, da war die Welt in zwei Hälften geteilt. Auf der einen herrsch­ten die Atlantiden. Jeder Mensch hegt – so war es in längst vergangenen Zeiten, und so ist es noch heute – Wünsche und Träu­me. Auch die Atlantiden bildeten keine Ausnahme. Sie träumten davon, die andere Hälfte der Welt, die sich von ihrer Herrschaft befreit hatte, zu vernichten. Zu diesem Zweck häuften sie, um die Luft und das Wasser zu vergiften, radioaktive Stoffe an, Sprengmittel und Bazillen. Je mehr sie aber davon besaßen, desto größer wurde ihre Furcht. Deshalb kauften sie für ihr Geld Ge­lehrte, die immer bessere Maschinen zum Töten von Menschen erdenken und bauen mußten. Da erfuhren sie eines Tages, daß auf einer fernen Insel mitten im Ozean ein Gelehrter mit Namen Turing wohnte, der Automaten bauen konnte. ( . . . )

 

Lem beweist bereits hier, dass er die literarische Form des Märchens virtuos beherrscht, aber inhaltlich ist das Stück eine peinliche Beleidigung des Intellekts. Denselben Tenor schlägt Lem an, als die Gea im Proxima-Centauri-System die Raumstation der “United States Interstellar Force” entdeckt, die bis an die Zähne mit biologischen und atomaren Kampfstoffen bewaffnet ist. Der Tod der amerikanischen Besatzung, verursacht durch einen Kometen, der in der Sta­tion einschlug, wird vom Astrogator des Untersuchungsteams als gerechte Strafe für die „Schuld, die Vernichtung der Menschheit geplant zu haben“, ausgelegt (S. 430f.). Die an ihrem Schreibtisch sitzende Mumie des Kommandanten der Station grinst den Ich-Erzähler wie zum Hohn auf das Leben an, verhöhnend ist auch die auf dem Tisch liegende “Holy Bible” zu verstehen. Als der Ich-Erzähler den Raum verlässt, wirft er einen letzten Blick auf das Mumiengesicht. „Einge­trocknet, runzlig, schien es zeitlos zu sein, als wäre es von jeher tot gewesen, als hätte niemals Blut in ihm gekreist“ (ebda.). Die Entmenschlichung und Dämonisierung des politischen Feindes könnte trivialer nicht sein.

 

Es ist wohl bekannt, dass der Roman vor seiner Erstveröffentlichung zensiert wurde, und später hatte Lem versucht, Neuauflagen des Buchs zu untersagen, wo es ihm möglich war. Erst in den Neunzigerjahren erschienen unzensierte Neuauflagen, meines Wissens aber nur in Polen und Russland. In Deutschland ist der Roman seit 1982 nicht mehr auf­gelegt worden. In Japan hatte Lem die Veröffentlichung ganz unterbunden, wozu er in einem Interview im Jahre 2000 bemerkte: „Japan kannte kein kommunistisches Regime, und wenn mein Roman auch nur einen einzigen Japaner zu einem Kommunisten gemacht hätte, wäre ich dazu bestimmt gewesen, in der Hölle zu schmoren“ (zitiert nach der hervorragenden, russischen bibliografischen Webseite Лаборатория Фантастики, d. i. Laboratorija Fantastiki). Gleich­wohl steht in Frage, wieviel vom ursprünglich veröffentlichten Text tatsächlich erst von der Zensur veranlasst worden war. Mir liegt es fern, mir hier ein Urteil über Lem und die damalige Lage, in der er schrieb, anzumaßen. So wie der Text aber steht, verdient er allemal die hier geäußerte Kritik.

 

Unabhängig vom politischen Inhalt ist die unmögliche Idee, dass eine aus einer Erdumlaufbahn geschleuderte Raum­station in läppischen 1100 Jahren die Distanz zum Proxima Centauri überwindet, eine enttäuschende, herbeikonstru­ierte Fügung, die dem ansonsten so eifrig verfolgten Vorsatz, wissenschaftlich glaubwürdig zu erscheinen, zuwider läuft. Von peinlicher Verklemmtheit ist außerdem das angewiderte Schaudern, das Lem seinem Ich-Erzähler beim An­blick der Pin-Up-Poster andichtet, die überall in der amerikanischen Raumstation die Wände und Spinde zieren. Auch hier spricht Lem dem „Feind“, in diesem Fall den nackten, freizügigen Frauen, die Menschlichkeit ab:

 

Aber was sollten diese Bilder an den Wänden? Diese nackten Weiber mit schlanken, weißen Fingern, die in blutroten Nägeln endeten – diese Weiber, deren Blick uns aus den Augenwinkeln und unter halb geschlossenen Lidern hervor zudringlich, hart­näckig verfolgte, in Posen erstarrt, die ein Hohn, eine Lästerung all dessen waren, was wehrloses Geheimnis und das Schweigen der Nacktheit ist – waren diese Weiber auch Menschen? (S. 425)

 

Am Schluss des Romans, als die Gea den Weißen Planeten endlich erreicht, entwickelt sich der erste Kontakt zu den Außerirdischen zu einem Fiasko, weil die bemannten Raketen, die die Gea zur Erkundung in die Wolken des Planeten schickt, von den Außerirdischen für Atomwaffen gehalten und mittels eines Kraftfeldes zerstört werden. Grund für diese Fehleinschätzung sind die Atomraketen an Bord der amerikanischen Raumstation, die 60 Jahre zuvor von den Außerirdischen untersucht worden war. Goobar tadelt daraufhin völlig zu Recht die Hast und Unvernunft, mit der die Gea über den Weißen Planeten hergefallen ist. Doch schon im nächsten Atemzug wird der Bau einer Basis auf einem der Planetoiden des Alpha Centauri B beschlossen, also praktisch vor der Haustür des Weißen Planeten, die als Zwi­schenstation für künftige Interstellarflüge dienen soll – womit drolligerweise dieselbe unvernünfige, expansionistische Politik verfolgt wird, die schon zum ersten tödlichen Zusammenstoß mit der Spezies des Weißen Planeten geführt hat. Immerhin erfährt der Leser ganz am Ende des Romans, dass es der Besatzung der Gea schließlich doch noch gelungen ist, einen friedlichen Kontakt zu den Außerirdischen herzustellen. Wie diese Außerirdischen aussehen und beschaffen sind, wie sie leben und wie genau der Kontakt zustande gekommen ist, erzählt Lem jedoch nicht mehr.

 

Wie aus der Fülle der diskutierten Aspekte ersichtlich geworden sein sollte, ist Gast im Weltraum ein überaus reich­haltiger Roman. Er mag auf viele angestaubt, rückständig und kitschig wirken und sich als behäbige, ereignisarme Er­zählung darstellen. Auch Lem selbst hat sich später für das Werk geschämt, weil es seinen eigenen, später entwickel­ten hohen Ansprüchen an die Science-Fiction und die Literatur nicht genügen konnte. Andererseits enthält der Roman eine Menge visionärer technologischer Ideen und unternimmt einen ernstzunehmenden, interessanten Versuch, eine jahrelange interstellare Reise fiktional erlebbar zu machen. Und er ist ein gelungener, schwelgerischer Ausdruck der aufrichtigen Sehnsucht nach dem Weltall und der Sterne, die Lem immer wieder in wunderschöne Bilder fasst.

 

Mich zumindest hat diese romantisch-optimistische Reise zum Alpha Centauri wunderbar unterhalten. Ob dereinst tatsächlich interstellare Reisende in der fernen Zukunft im Alpha-Centauri-System auf einen „Weißen Planeten“ stoßen werden? Diese Frage ist nach wie vor offen – bislang hat die moderne Astronomie dort noch keinen Exo-Planeten sicher nachweisen können.

 

Allerdings gelang jetzt, wie die Zeitschrift Nature nur wenige Tage nach meiner Veröffent­lichung dieses Artikels mit-teilte, offenbar der Nachweis eines erdähnlichen Planeten, der den Roten Zwerg Proxima Centauri in nur elf Tagen umkreist (vgl. die Pressemitteilung des European Southern Observatory; instruktiv über Pro­xima Centauri und seinen vermuteten Planeten ist auch die sehr gute Webseite Andromedagalaxie von Mario Leh­wald). Der Planet bewegt sich zwar in der sogenannten „habitablen Zone“, die theoretisch flüssiges Wasser möglich machen würde. Diese Zone ist jedoch aufgrund der schwachen Strahlung Proxima Centauris sehr eng an den Stern herangerückt. In so großer Nähe zum Proxima Centauri ist der Planet immer wieder sehr schweren Röntgen- und Gammastrah­lungsausbrü­chen ausge­setzt, die sich auf dem Stern in großer Häufigkeit ereignen; ein Schutz gegen diese Ausbrüche erforderte mindestens ein extrem starkes Magnetfeld des Planeten. Außerdem vermuten einige Forscher wegen der Nähe des Planeten zum Stern eine „gebundene Rotation“, was bedeutet, dass der Planet seinem Zentralgestirn stets dieselbe Seite zuwendet. Es gäbe dann also keinen Tag- und Nachtwechsel auf dem Planeten. All das macht es un­wahrscheinlich, dass sich auf dieser neu entdeckten Welt Leben entwickeln konnte.

 

 

© Michael Haul

Veröffentlicht auf Astron Alpha am 20. August 2016

Der letzte Absatz wurde aktuell hinzugefügt am 14. September 2016