I Married a Monster from Outer Space

I Married a Monster from Outer Space (USA 1958) DVD Cover Paramount Widescreen Collection

I Married a Monster from Outer Space (USA 1958)

 

Regie: Gene Fowler Jr.

Drehbuch: Louis Vittes

Darsteller: Gloria Talbott (Marge Farrell), Tom Tryon (Bill Farrell), Alan Dexter (Sam Benson), Jean Carson (Helen Rhodes), Robert Ivers (Harry Phillips), Chuck Wassil (Ted), Peter Baldwin (Officer Frank Swanson), Valerie Allen (Prostituierte) u. a.

78 Minuten; Schwarzweiß

Premiere: 29. September 1958 (USA)

 

Am Abend vor seiner Hochzeit feiert der junge Bill Farrell in einer Bar seinen Junggesellenabschied. Als er danach allein mit seinem Wagen heimfährt, wird er von einer scheußlichen, unwirklich leuchtenden Gestalt zum Halten gezwungen und von einer schwärzlichen Wolke umhüllt . . . Am nächsten Tag erscheint Bill verspätet zur Trauung und wirkt selt­sam geistesabwesend, was seine Braut Marge zunächst nur dem Kater nach der Junggesellenfeier zuschreibt. Doch auch in der Hochzeitsnacht, in den Flitterwochen und danach bleibt Bill wie ausgewechselt – kalt, distanziert und mürrisch. Schweren Herzens arrangiert sich Marge mit der freudlosen Situation.

 

Über ein Jahr später beobachtet Marge, wie Bill eines Abends das Haus verlässt und in den Wald läuft. Heimlich folgt sie ihm und wird Zeuge einer schrecklichen Metamorphose: Aus Bills Körper strömen schwärzliche Schwaden, aus denen sich eine außerirdische Gestalt formt, die danach in einem im Wald versteckten Raumschiff verschwindet. Bills Körper bleibt als tote Hülle zurück. Voller Panik läuft Marge in den Ort zurück und flieht in ein Lokal, doch dort will niemand ihrer phantastischen Geschichte glauben. Auch der Leiter der örtlichen Polizei rät der jungen Frau nur dazu, sich zu beruhigen und wieder nach Hause zu gehen – wo der falsche Bill bereits wieder auf sie wartet.

 

Nach und nach muss Marge erkennen, dass fast alle Männer des Ortes von getarnten Außerirdischen ersetzt worden sind. Alle Versuche, das FBI in Washington zu kontaktieren oder selbst aus dem Ort zu fliehen, werden von den Aliens vereitelt. Mutig erklärt Marge ihrem falschen Mann, dass sie sein Geheimnis kenne, woraufhin der Außerirdische das Ziel der verdeckten Invasion offenbart. Seine Rasse komme aus dem Andromedanebel, wo durch die ansteigende Strahlung der sterbenden Sonne ihres Heimatplaneten sämtliche Alienfrauen umgekommen seien. Auf der Erde versuchten die Außerirdischen nun, die Menschenfrauen genetisch soweit anzupassen, dass sie als gebärfähigen Ersatz für die Alienfrauen herhalten können . . .

 

Invasion im Ehebett

 

I Married a Monster from Outer Space zählt zu den gewitztesten und hintersinnigsten Exploitationsstreifen, die der Science-Fiction-Boom der Fünfzigerjahre hervorgebracht hat. Der „Freudsche Klassiker“ (Philip Strick, Science Fiction Movies, S. 19) lehnt sich vielfach an Don Siegels Invasion of the Body Snatchers (1956) an und erzählt wie dieser eine paranoide Geschichte, in der die Hauptfigur nach und nach feststellen muss, dass sich ihr gewohntes Umfeld in einen von Außerirdischen übernommenen Albtraum verwandelt hat. Doch während Invasion of the Body Snatchers den politischen Verfolgungswahn der Zeit reflektierte, dreht sich I Married a Monster from Outer Space um die weibliche Panik vor dem Kerker der Ehe – um „den ultimativen feministischen Albtraum“, wie John Brosnan es ausdrückt, „dass hinter der netten Fassade des Ehemanns ein widerwärtiges Monster lauert, dessen einziges Interesse die sexuelle Ausbeutung des weiblichen Körpers ist“ (Future Tense, S. 135). Der Film ist ein plakatives Sittengemälde seiner Zeit und damit ein gefundenes Fressen für die soziologische Geschlechterforschung.

 

Seit jeher hat die Filmkritik mit Nachdruck die reißerische Prägung des Filmtitels hervorgehoben. Allerdings kommt der Titel auch nicht reißerischer oder alberner daher als die Titel vieler anderer Exploitationstreifen der Rock’n’Roll- und Autokino-Ära. Fakt ist, dass Regisseur Gene Fowler Jr. zuerst nur die Idee zur knalligen Überschrift gehabt hatte und dann erst gemeinsam mit Drehbuchautor Louis Vittes die Story austüftelte. Ob Fowler dabei von Robert Stevensons Film I Married a Communist (1949) inspiriert wurde, wie oft behauptet wurde, der seinerseits von René Clairs I Married a Witch (1942) inspiriert gewesen sein mag, lässt sich indessen nicht beweisen. Wie lächerlich der Titel oder die Idee zum Film auch sein mögen – Gene Fowler Jr. und Louis Vittes setzten alles daran, ihre Erzählung mit vollster Ernsthaf­tigkeit zu behandeln. In einem Interview in Fangoria 28 (April 1983) erklärte Fowler:

 

Wir versuchten, den besten Film zu machen, der mit diesem lächerlichen Titel möglich war. ( … ) Eine Sache, die ich immer richtig fand, ist, dass du die Prämisse akzeptieren musst, egal, wie lächerlich sie ist. Wenn du die Sache als wirklich realistisch und wirklich aufrichtig akzeptierst, dann kannst du wirklich aufrichtige Darstellungen entwickeln und einen ziemlich aufrichtigen Film daraus machen.

 

Gene Fowler Jr. (1917–1998) war ursprünglich Cutter und hatte seit 1941 mehrere Filme für Fritz Lang geschnitten. Anfang der Fünfzigerjahre wechselte er für einige Jahre ins Regiefach und drehte eine Handvoll TV-Serien, ein paar Western und zwei Science-Fiction-Filme. Sein erster Science-Fiction-Thriller I Was a Teenage Werewolf (1957) war ein großer kommerzieller Erfolg und ermunterte Fowler, einen weiteren Film in diesem Genre zu realisieren.

 

Die Produktion von I Married war mit etwa 175.000 Dollar Budget und acht Drehtagen knapp kalkuliert; gefilmt wurde in der Umgebung von Los Angeles und in bestehenden Kulissen auf dem Studiogelände von Paramount. In vielerlei Hinsicht ist I Married ein typischer Low-Budget-Science-Fiction. Die Ausstattung und die Spezialeffekte sind recht gut, aber nicht herausragend, und das an sich clevere, straff geschriebene Drehbuch enthält einige Logiklöcher und Lächerlichkeiten. Doch zeichnet sich der Film durch eine Reihe bemerkenswerter Qualitäten aus, die vor diesem durchschnittlichen Hintergrund besonders ins Auge springen und fast an die Klasse der Arbeiten von Jack Arnold oder Don Siegel heranreichen. Neben den guten Schauspielleistungen sind hier vor allem Gene Fowler Jr.s elegante Regiearbeit und Haskell Bloggs exzellente Kameraführung anzuführen. Fowler und Bloggs erzeugen eine gelungene horrible Atmosphäre, während das hohe Erzähltempo nie die Spannung abfallen lässt.

 

Eine oft gepriesene Szene zeigt Bill Farrell in der Hochzeitsnacht auf dem Balkon des mondänen Hotelzimmers mit Blick auf den Ozean, während seine Braut bereits im Schlafzimmer verschwunden ist und dort im Nachtgewand auf ihn wartet; ein Gewitter bricht los, und im Aufleuchten der donnernden Blitze flackert Bills kaltes Gesicht wie eine gestörte Bildübertragung und wechselt für Momente zum scheußlichen Antlitz des Aliens. In einer anderen effekt­vollen Szene schlendert eine junge Prostituierte aus Bills Stammlokal auf einen Fremden zu, der in einem Kapuzen­mantel vor einem Schaufenster steht, in dem eine Babypuppe ausgestellt ist. Die Frau versucht, den Fremden zu necken, bis dieser sich ihr zuwendet und die Frau entsetzt aufschreit. Die Flucht gelingt ihr nicht mehr, da der Fremde sie mit einer Strahlenwaffe in Nichts auflöst. Die Kamera schwenkt danach auf das Schaufenster, wo sich das Spiegelbild des Aliengesichts mit dem unschuldig lächelnden Gesicht der Babypuppe überlagert.

 

Besonders drastisch wird der Horror in der Szene, in der Marge die wahre Identität ihres Ehemanns erkennt. Nachdem der Außerirdische in wallenden Nebelschwaden die Kopie von Bills Körper verlassen hat, steht die leere Hülle bewegungslos da. Marge nähert sich ihr und berührt sie, woraufhin sie umkippt, flach auf den Rücken fällt und Marge mit starren Augen fixiert. Kurz darauf krabbelt ein Käfer über das unbewegte Gesicht und über ein Auge. Marge läuft voller Entsetzen durch den Wald davon, immer wieder überblendet vom starren Gesicht Bills, das sie wie ein Albtraum verfolgt. Schließlich ist die schockierende Szene hervorzuheben, in der zwei Polizisten – in Wahrheit ebenfalls Aliens – einen Schwerenöter stellen, der vor Marges Haus herumschleicht. Kaltblütig lächelnd schlagen sie ihn nieder und blicken auf ihr Opfer herab. “Criminal type”, bemerkt der Jüngere lakonisch. “Any use for us?”, fragt der Ältere, woraufhin der Jüngere nur den Kopf schüttelt. Daraufhin zieht der Ältere seine Waffe und erschießt den Mann.

 

Andere Elemente sind der grellen Pulp-Science-Fiction verpflichtet. Ein wundervolles, beinahe klassisches Bild sind die leblosen Körper der entführten Männer, die im Inneren des Raumschiffs wie aufgehängte Schweinehälften in Reihʼ und Glied schweben – unter ihnen die elektronischen Kontrollapparate, die ihre Identitäten an ihre außerirdischen Stell­vertreter übermitteln. Auch die von Charles Gemora geschaffenen bizarren Alienkostüme mit asymmetrischen Gesich­tern und fleischigen Röhren, die das Gesicht mit Brust und Schultern verbinden, ist ungewöhnlich gut. Schließlich ist der Zerfall der Körperkopien zu Glibber, wenn sie von den Übertragungen der elektronischen Apparaturen im Raum­schiff getrennt werden, effektvoll umgesetzt worden.

I Married a Monster from Outer Space (USA 1958) Publicity-Foto mit Gloria Talbott und Tom Tryon
Ein eindrucksvolles Werbefoto zum Film

In I Married ist bemerkenswerterweise eine junge Frau und nicht wie sonst in Science-Fiction-Filmen der Fünfzigerjahre üblich ein Mann die Hauptfigur des Geschehens. Gloria Talbott (1931–2000) spielt die Rolle der Marge Farrell vollkommen überzeugend und trägt damit erheblich zum Erfolg des Films bei. Obgleich auch sie in einigen Szenen das Klischee der scream queen zu erfüllen hat, erscheint Marge doch als eine bemerkenswert selbstbewusste, zielstrebige und aktiv agierende Frau. Sie setzt alle Hebel in Bewegung, um der Bedrohung durch die Aliens zu begegnen, und bringt sogar den Mut auf, ihren falschen Ehemann mit der Wahrheit zu konfrontieren. Auch der Dar­steller ihres Ehemanns Tom Tryon (1926–1991), der nach seiner Schauspiel­karriere zu einem erfolgreichen Autor von Horrorromanen avancierte, macht seine Sache sehr gut. Er spielt den emotionslosen Alien mit finsterer Miene und schleppender, unterkühlter Intonation. Sein Geständnis gegenüber Marge, langsam die Bedeutung menschlicher Gefühle zu erahnen, lässt ihn zudem ein Stück weit in tragischem Licht erscheinen.

 

Leider bleibt die Art und Weise, wie die Aliens die Ehemänner ersetzen, unklar. Die Opfer werden von einem schwarzen Nebel umhüllt und verschwinden. Werden sie also auf das Raumschiff teleportiert? Woher kommen die Körperkopien, mit denen die Aliens die Männer ersetzen? Die Aliens sind mit diesen Körpern nicht identisch; dennoch sterben sie, wenn sie die Körperkopie nicht rechtzeitig verlassen können, bevor die elektronische Verbindung der Kopie zum Original getrennt wird. Welche Natur haben die Aliens? Sie scheinen körperliche Wesen zu sein, doch wie erklärt sich ihre Fähigkeit, in fremde Körper einzudringen? Am unglaubwür­dig­sten ist die Tötung der Aliens in ihrer wahren Gestalt: Die Aliens sind gegen Gewehrkugeln immun, aber wenn Hunde ihnen ihre zwischen Kopf und Rumpf wachsenden Röhren durchbeißen, sterben sie – und zerfallen, dem Standard­klischee der Fünfzigerjahre-Science-Fiction gemäß, wie die getöteten Körperkopien erst zu Glibber und dann zu nichts.

 

Erfreulich ist, dass die Aliens nicht wie üblich als vollkommen gleichgeschaltetes Heer, sondern als eine Gruppe unterschiedlicher Individuen gezeigt werden, die jeweils eigene Ansichten haben. Der Außerirdische, der Bills Freund Sam ersetzt hat, erklärt, dass ihm das Leben inmitten der Menschheit gefällt, während ein anderer Alien ihm entgegnet, dass ihn die Menschen anwidern. Der Alien in der Rolle Bills schließlich beginnt sogar, menschliche Gefühle zu verstehen und Marge zu mögen. Der Zusammenprall beider Kulturen zeitigt somit nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei den Invasoren psychologische Rückwirkungen. Es gefällt zudem, dass der Alien, der den Polizeichef übernommen hat, am Ende per Funk die Invasion abbläst – die Tarnung ist aufgeflogen, die Menschen sind gewarnt, die Invasion kann somit nicht mehr gelingen – und damit den Abflug der UFOs aus dem Erdorbit motiviert. Zu viele Invasionsfilme wie z. B. William Lee Wilders Killers from Space (1954) kümmern sich stets um die Bezwingung der auf Erden wandelnden Aliens und vergessen darüber zu klären, was mit den Raumschiffen geschieht, die im Erdorbit warten.

 

Von Ehefrauen und Ehemännern

 

Fowlers Film wurde schon oft und völlig zu Recht im Sinne der „feministischen“ bzw. soziologischen Geschlechter­forschung interpretiert. I Married bildet sehr genau ab, was die Ehe in den Fünfzigerjahren bedeutete: Die Menschen heirateten sehr jung, und während die Männer sich als Ernährer der Familie zu behaupten hatten, war den Frauen die Rolle der Hausfrau und Mutter zugedacht. Marge affirmiert wie ihre Freundinnen die an sie gestellten gesellschaft­lichen Erwartungen unhinterfragt: Früh und jungfräulich in den Ehehafen einzulaufen, empfindet sie als großes Glück, und sie ist besorgt, als ein Jahr nach der Hochzeit ihr Kinderwunsch noch immer unerfüllt geblieben ist. Leider – auch das eine häufige eheliche Wirklichkeit – entpuppt sich Marges Ehe als schreckliches Desaster: Ihr Mann begegnet ihr gefühlskalt und launisch, und er ist in der ihm zugestandenen dominanten Rolle auch latent gewalttätig, was sich sowohl in Marges devotem Verhalten Bill gegenüber anzeigt als auch in Bills Tötung des Haushundes symbolisiert wird. Für Marge gibt es kein Entrinnen aus dieser Situation, solange sie die an sie gestellte gesellschaftliche Erwar­tungshaltung nicht enttäuschen will. Der verzweifelte Brief, den Marge in den Flitterwochen an ihre Mutter schreibt und in dem sie erklärt, dass ihr Bill „wie ein Fremder“ vorkomme, schickt sie nicht ab – stattdessen erträgt sie ihre freudlose Ehe und hofft darauf, dass sich die Dinge irgendwann bessern mögen.

 

Auch für die Männer stellt sich die Ehe als unentrinnbarer Käfig dar, doch während Marge sich weiterhin die Erfüllung ihrer romantischen Illusionen über die Ehe erhofft, sehen die meisten Männer in I Married voller Verbitterung die Ehe als das Ende ihrer persönlichen Freiheit. Bereits in der ersten Szene des Films, Bills feuchtfröhlichem Junggesellen­abschied, lamentieren sie über den Ehestand mit abgrundtiefem Zynismus. Einer von Bills Freunden bestellt für Bill scherzhaft einen „Freedom on the Rocks“, woraufhin ein anderer einwendet, dass alle Anwesenden entweder verheiratet waren, verheiratet sind oder verheiratet sein werden – der Barkeeper möge daher andere Drinks bringen. “Get in touch with me when you’re getting divorced”, sagt er zum Bräutigam, “then I’ll give you a real party”. Nachdem Bill die Runde verlassen hat, seufzt sein Freund Harry traurig, es sei “a shame it has to happen to him”. Ein anderer fragt zurück, welches Mittel es denn gäbe, um dem Ehestand zu entwischen, und Harry antwortet: „mass suicide“.

 

Galgenhumor, der auf Junggesellenabschieden nur allzu üblich ist – gewiss. Und doch fällt die nahezu maßlose Bitterkeit auf, die sich in den Scherzen dieser Herrenrunde zu erkennen gibt. Nach Harrys letztem Wort schauen alle am Tisch betreten drein, als hätte Harry unverhüllt eine schmerzhafte Wahrheit verkündet. Die übermächtige Herr­schaft der gesellschaftlichen Rollenbilder führte für beide Geschlechter nur zu oft in hoffnungslose Ausweglosigkeit. Der stickige Albtraum, der die Ehe bedeuten kann, wird in I Married mit derartiger Schärfe gesehen, dass manche Kritiker wie beispielsweise Richard Scheib (Moria) dem Drehbuchautor eine nahezu pathologische Angst vor der Ehe attestiert haben. Doch so schlicht ist die Erzählung dann doch nicht gestrickt, im Gegenteil. So zeigt das Beispiel eines mit den Farrells befreundeten Ehepaars, das sich bei einem Picknick an einem See liebevoll neckt und offenkundig eine glückliche Beziehung führt, dass die Möglichkeit einer gelingenden und bereichernden Ehe durchaus eingeräumt wird. Überdies sind es ausgerechnet die noch nicht von Außerirdischen übernommenen Ehemänner, die am Ende zu Helden werden und die Welt retten. Vor allem aber wird in der Beziehung zwischen Marge und Bill die interessante Perspektive durchgespielt, dass sich eine von Frustrationen und Lieblosigkeit belastete Ehe mit einigem Bemühen bessern könne. Bill lernt erst mit der Zeit, menschliche Gefühle zu verstehen. „Why do we have to talk?“, fragt er Marge – auf allegorischer Ebene klingt dies so, als sei Bill vor der Ehe überhaupt nicht klar gewesen, wie wichtig das Reden und gegenseitige Verstehen ist. Er lernt buchstäblich, seine Frau zu lieben und sich so selbst zu domestizieren. Die Doppeldeutigkeit des Verhältnisses zwischen Marge und Bill und der sich entwickelnde Verlauf dieser Beziehung erweist sich als einer der interessantesten Aspekte des Films.

 

So unbezweifelbar und nachdrücklich die Geschlechterrollen in I Married auch thematisiert werden – womit das außergewöhnliche Vergnügen an dem Film eigentlich erst entsteht –, so wenig stand Fowler und Vittes der Sinn danach, eine Lanze für die Frauenbefreiung zu brechen. Bill Warren hat sich in seinem Buch Keep Watching the Skies! entsprechend skeptisch geäußert:

 

David Hogan in Cinefantastique dachte, der Film sei beinahe ein feministisches Traktat. Fowler und Vittes betonen durchgängig die schwache und sogar dienende Position von Frauen. Während das teilweise zutrifft – und es ist sicher, dass Marge mehr geglaubt worden wäre, wenn sie männlich gewesen wäre –, so ist es tatsächlich eine direkte Konsequenz des Plots und repräsentiert nicht wirklich ein frühes feministisches Manifest. Vittes und Fowler benutzten einfach die Situation so, wie sie sich im wirklichen Leben entfaltet hätte, ohne dass sie dabei irgendwelche realen Aussageabsichten knüpfen wollten. Letztlich glaubt auch niemand Bennell in Invasion of the Body Snatchers oder Putnam in It Came from Outer Space, und beide waren männlich. Außerdem: Wieso wendet sich Marge in I Married nicht an die einzige Gruppe, von der sie absolut sicher sein kann, dass sie nicht aus Aliens besteht: Die Ehefrauen der verdächtigen Männer? (Skies, S. 390)

 

Im letzten Punkt irrt Warren: Marge versucht tatsächlich als erstes, sich mit den Frauen zu verbünden – indem sie ihre Freundin Helen vergeblich davor warnt, Bills Freund Sam zu ehelichen. Helen jedoch, ein praktisch denkendes „spätes Mädchen“, lehnt es ab, den Bräutigam, den sie sich endlich geangelt hat, wieder vom Haken zu lassen. Warren verkürzt die nachdrückliche und vielgestaltige Thematisierung der Geschlechterrollen und der Ehe in I Married, wenn er sie nur im sexistischen Skandalon erkennt, dass niemand Marge glauben will. Gewiss: Wenn Marge in der Bar, in die sie geflüchtet ist, verzweifelt ihren Mann als ein Monster beschreibt, haben die anwesenden Männer dafür nur ein hintergründiges Lächeln übrig – einer jungen Ehefrau, so scheinen sie zu denken, passiere sowas nun mal, sie werde sich schon noch an ihre „ehelichen Pflichten“ gewöhnen. Die Doppelbödigkeit der Szene ist unstrittig. Allerdings lässt sich auch der Rest des Films auf Schritt und Tritt doppelbödig verstehen. Bill ist zu einem Monster geworden, Marge hat mit seiner Kaltherzigkeit zu kämpfen, während die Männer tatsächlich mit der Aussicht hadern, in der Ehe zu stumpfen Robotern zu degenerieren, die keine Freiheit mehr kennen und dem Alkohol abspenstig werden. All diese Erzählzüge erhalten im Film viel Raum und lassen an ihren doppelten Sinngehalten keinen Zweifel, während in Invasion of the Body Snatchers und It Came from Outer Space das Verhältnis der Geschlechter zueinander keine Rolle spielt.

 

Doch davon abgesehen ist Warrens Skepsis berechtigt. Die Problematisierung der idealisierten Mittelklasse-Ehe ge­rinnt keineswegs zu einer bewusst formulierten politischen Botschaft. Sie geschieht vielmehr auf einer unterschwelli­gen, ironisch brechenden Art und Weise und wird letztlich im Happy End auch wieder aufgehoben. Fowler und Vittes beweisen einen scharfen Blick für die Realität, aber überzeichnen die Dinge auch stark und spielen geschickt mit dem soziologischen Hintergrund ihres Publikums, dessen Voraussetzungen erst in der Retrospektive grundsätzlich in Frage gestellt erscheinen. Neben den herausragenden Darstellern und der exzellenten filmischen Umsetzung ist es vor allem dieses unterschwellige Spiel mit den ungeheuerlichen Ängsten und traumatischen Erfahrungen, den dunklen und verdrängten Abgründen der idealisierten Ehe, die I Married a Monster from Outer Space zu einem herausragenden, noch heute vergnüglich anzuschauenden Genreklassiker machen.

 

 

 

© Michael Haul; veröffentlicht auf Astron Alpha am 17. Februar 2016