Buck Rogers

DVD-Cover zu dem Film "Buck Rogers" (Buck Rogers in the 25th Century; USA 1979) von Daniel Haller

Buck Rogers in the 25th Century (USA 1979)

 

Regie: Daniel Haller. Drehbuch: Glen A. Larson und Leslie Stevens, basierend auf dem Comicstrip Buck Rogers in the 25th Century A. D. (1929) von Philip Francis Nowlan und Dick Calkins

Kamera: Frank Beascoechea. Schnitt: John J. Dumas. Musik: Stu Phillips. Titelsong: Glen A. Larson (Komposition), Kipp Lennon (Gesang)

Darsteller: Gil Gerard (Captain Buck Rogers), Erin Gray (Colonel Wilma Dee­ring), Tim O’Connor (Dr. Elias Huer), Felix Silla (Twiki), Pamela Hensley (Prin­zessin Ardala), Henry Silva (Kane), Duke Butler (Tigermann), Howard F. Flynn (Stimme Dr. Theopolis), Mel Blanc (Stimme Twiki) u. a.

Produzenten: Richard Caffey (Produzent); Glen A. Larson, Andrew Mirisch und David G. Phinney (assoziierte Produzenten); Leslie Stevens (überwachender Produzent). Companies: Universal Pictures; Glen A. Larson Productions; Bruce Lansbury Productions. Laufzeit: 89 Minuten (Kinofassung); Farbe

Premiere: 30. März 1979 (USA); 12. Juli 1979 (Deutschland); 26. Juli 1979 (GB)

 

Im Jahre 1987 startet die NASA mit dem Astronauten Captain Buck Rogers und dem Space Shuttle Ranger 3 eine Ein-Mann-Weltraummission. Durch unerklärliche kosmische Kräfte wird Buck jedoch in seinem Schiff eingefroren, das aus dem Orbit geschleudert wird die nächsten 504 Jahre durchs All treibt. Erst im Jahre 2491 wird die Ranger 3 von Kampf­jägern des Draconischen Imperiums entdeckt und mit Traktorstrahlen an Bord ihres gigantischen Schlachtschiffes Dra­conia gebracht, wo Buck Rogers wiederbelebt wird. Die verführerische Prinzessin Ardala, Tochter des draconischen Königs, ist mit der Draconia auf dem Weg zur Erde, um mit der Erdenregierung ein Handelsabkommen zu schließen. Sie fühlt sich auf Anhieb von Buck Rogers angezogen. Ardalas Handlanger Kane jedoch schlägt vor, Rogers mit der Ranger 3 zur Erde vorauszuschicken, damit ein heimlich im Schiff eingebauter Peilsender den Draconiern eine von der Erde geheimgehaltene Lücke im Verteidigungsschild des Planeten verrät. Tatsächlich ist der angestrebte Handelsver­trag nämlich eine Finte – in Wirklichkeit wollen die Draconier die Erde erobern und ihrem Imperium einverleiben.

 

Buck Rogers wird von Ardala und Kane verabschiedet und fliegt mit der Ranger 3 zurück zur Erde. Mehrere Starfighter der irdischen Streitkräfte unter der Führung von Colonel Wilma Deering fangen sein Schiff über dem Planeten ab und geleiten es durch den Verteidigungsschild zum Raumhafen der irdischen Hauptstadt New Chicago. Auf der Erde muss Buck Rogers die Tatsache verdauen, dass er sich tatsächlich 504 Jahre in der Zukunft befindet und sich vieles verän­dert hat: Ein Atomkrieg hat im späten 20. Jahrhundert den Planeten verwüstet, doch inzwischen hat sich inmitten der verstrahlten Ruinen eine neue, städtische High-Tech-Zivilisation entwickelt, die von einem Computerrat regiert wird.

 

Als der von Kane installierte Peilsender der Ranger 3 entdeckt wird, hält der Computerrat Buck Rogers für einen Spion von Weltraumpiraten, die schon seit geraumer Zeit das Sonnensystem behelligen, und verurteilt ihn zum Tode. Ledig­lich Dr. Theopolis, eine Künstliche Intelligenz und Mitglied des Com­puter­rats, sowie der Roboter Twiki glauben Buck Rogers, dass er kein Spion ist und von den Draconiern zur Erde geschickt wurde, während Dr. Elias Huer, Chef des irdi­schen Verteidigungsdirektorats, und Colonel Wilma Deering schwanken, ob sie Rogers trauen sollen. Wilma schlägt schließlich vor, ein freundschaftliches Treffen mit Ardala an Bord der Draconia zu arrangieren, um Buck Rogers’ Be­hauptungen zu überprüfen. Doch kaum auf der Draconia angekommen, wird das Schlachtschiff von Piratenschiffen attackiert, sodass Buck, Wilma und ihr Geschwader sofort wieder starten und sich ins Gefecht stürzen. Sie können alle Piratenschiffe zerstören und kehren zur Erde zurück.

 

Als später Buck Rogers beim offiziellen Empfang von Ardala in New Chicago die Prinzessin betört und daraufhin von ihr ein weiteres Mal auf die Draconia eingeladen wird, nimmt er die Einladung an, um endlich die ganze Wahrheit über die Draconier herauszukriegen. An Bord des Schiffes entdeckt er eine ganze Flotte von Piratenschiffen, die in Wirklich-keit die Kampfjäger der Draconier darstellen und bereits für die Eroberung der Erde startklar gemacht werden . . .

 

Immer noch eine verdammt unterhaltsame Space Opera!

 

Buck Rogers ist in der Geschichte der Science-Fiction der erste Weltraumheld, der große Popularität weit über die Science-Fiction-Fangemeinde hinaus erlangte und die Massen mit der Space Opera vertraut machte, die von rasanten Abenteuer­handlungen im All und futuristischen Gadgets wie zum Beispiel fantastischen Raumschiffen, Strahlenwaffen oder Anti-Schwerkraft-Gürteln gekennzeichnet ist. Ihr Debüt hatte die Figur des Buck Rogers in der Erzählung Arma­geddon 2419 A.D. von Philip Francis Nowlan (1888–1940), die in der August-Ausgabe 1928 des Pulp-Magazins Amazing Stories erschienen war. Dort trug die Figur noch den Namen „Anthony Rogers“. Ein Sequel veröffentlichte Nowlan mit der Erzählung Airlords of Han in den Amazing Stories vom März 1929. Durchschlagenden Erfolg erzielte die Heldenfigur jedoch erst, als John F. Dille, der Präsident des National Newspaper Service Syndicate, in der Erzählung, die der Autor ihm zugeschickt hatte, das Potenzial für einen täglichen Comicstrip erkannte, den er landesweit in verschiedenen Zei­tungen unterbringen konnte. Zusammen mit dem Zeichner Dick Calkins (1894–1962) entwickelte Philip Fancis Nowlan den Comicstrip Buck Rogers in the 25th Century A. D., der am 7. Januar 1929 zum ersten Mal ver­öffentlicht wurde und noch bis 1967 ununterbrochen erschien.

Szenenfoto aus dem Film "Buck Rogers" (Buck Rogers in the 25th Century; USA 1979) von Daniel Haller; Erin Gray und Gil Gerard
Wilma Deering (Erin Gray) und Buck Rogers (Gil Gerard) an Bord der "Draconia"

Der Buck Rogers-Strip gilt als der erste waschechte Science-Fiction-Comic in der Geschichte der grafischen Literatur und hatte in den USA einen überwältigenden Erfolg. Durch ihn wurden Millionen von Amerikanern erstmals mit „die­sem verrückten Buck-Rogers-Zeug“, sprich: dem Genre der Space Opera vertraut gemacht. Ab November 1932 produ­zierte der Radiosender CBS ein tägliches Buck Rogers-Hörspiel, das mit Buck-Rogers-Spielzeug aller Art einen der ers­ten Merchandising-Hypes der entstehenden Popkultur nach sich zog. 1934 wurde von einem Konkurrenten von John F. Dilles Unternehmen, dem King Features Syndicate, erstmals ein Comicstrip veröffentlicht, der Buck Rogers die Stirn bieten sollte und einen Weltraumhelden erschuf, der später die Popularität von Buck Rogers sogar noch übertreffen sollte: Flash Gordon, kreiert vom Zeichner Alex Raymond (1909–1956). Im selben Jahr wurde Buck Rogers erstmals ver­filmt, wenn auch nur in einem erbärmlich stümperhaften, achtminütigen Filmchen mit dem Titel Buck Rogers in the 25th Century: An Interplanetary Battle with the Tiger Men of Mars, das vor allem Buck-Rogers-Merchandising-Artikel bewerben sollte. In ihm spielte kurioserweise der Sohn von John F. Dille die Rolle des Buck Rogers.

 

1939 brachte Universal Pictures mit Buck Rogers ein 12-teiliges Serial in die amerikanischen Kinos, in dem Larry “Bus­ter” Crabbe (1908–1983) die Hauptrolle spielte. Zuvor hatte Crabbe bereits in zwei Universal-Serials Flash Gordon verkör­pert. Das Serial lief wie die Flash Gordon-Serials sehr erfolgreich, fand jedoch keine Fortsetzung. Von April 1950 bis Januar 1951 produzierte ABC eine live im Fernsehstudio gespielte Buck Rogers-TV-Serie von 36 Episoden à 30 Minuten, von der leider keine Mitschnitte überliefert sind. Danach lebte Buck Rogers in Comics und Radio-Hörspielen weiter, doch in Film und Fernsehen wurde es für Jahrzehnte ruhig um den in die Zukunft geschleuderten Weltraumhelden.

 

Das änderte sich, als der überwältigende Kassenerfolg von George Lucas’ Krieg der Sterne (1977) Science-Fiction und insbesondere Space Operas plötzlich hoch im Kurs stehen ließ und alle Filmstudios versuchten, etwas annähernd ähn­lich cooles wie Krieg der Sterne zu drehen und sich damit vom Sci-Fi-Hype Ende der Siebzigerjahre eine profitable Scheibe abzuschneiden. Dem erfolgreichen TV-Produzent und Autor zahlreicher TV-Serien Glen A. Larson (1937–2014) gelang es nur wenige Wochen nach dem Kinostart von Krieg der Sterne, sich mit den Universal-Studios über die Reali­sierung einer von ihm kreierten Space Opera für das Fernsehen einig zu werden, die tricktechnisch George Lucas’ Meisterstück in kaum etwas nachstehen sollte. Es entstand die TV-Serie Kampfstern Galactica (1978/79), die bis dahin teuerste und tricktechnisch brillanteste Science-Fiction-Extravaganz, die je für das Fernsehen produziert wurde. Ob­wohl die Serie hohe Einschaltquoten hatte, wurde sie aufgrund zu hoher Produktionskosten dennoch nach nur einer Staffel wieder eingestellt.

Szenenfoto aus dem Film "Buck Rogers" (Buck Rogers in the 25th Century; USA 1979) von Daniel Haller; New Chicago
New Chicago anno 2491 – ein Beispiel für die gelungenen matte paintings im Film

Kampfstern Galactica war noch in der Produktion, als Glen A. Larson gemeinsam mit Leslie Stevens (1924–1998) bei Universal eine weitere Space Opera für das Fernsehen auf die Beine stellte: Buck Rogers im 25. Jahrhundert. Im Herbst 1978 wurde mit der Produktion eines anderthalbstündigen Pilotfilms begonnen, dem ursprünglich zwei weitere Buck Rogers-Telemovies folgen sollten. Da Universal den Pilotfilm von Kampfstern Galactica noch vor der Ausstrahlung im US-Fernsehen als Kinofilm veröffentlichte – allerdings nur im Ausland – und sich diese Entscheidung als überraschend lukrativ herausgestellt hatte – insbesondere hatten die Kinoeinnahmen einen erheblichen Anteil der enormen Produk­tionskosten für Kampfstern Galactica wieder hereingeholt –, wurde der noch nicht vollendete Pilotfilm von Buck Ro­gers, der eigentlich schon im Rahmen eines größeren Deals an NBC verkauft worden war, vom Network wieder zu­rückgekauft und für eine Kinoveröffentlichung vorgesehen. Leslie Stevens erzählte dazu:

 

Als es offensichtlich wurde, dass [die Bosse bei Universal] Galactica gleich als einen Kinofilm hätten veröffentlichen sollen, ging Glen Larson zu ihnen und sagte: „Macht jetzt nicht denselben Fehler zweimal!“ Daraufhin nahmen wir Verhandlungen auf, um Buck von NBC zurück zu kriegen. (Starlog 21, April 1979, S. 51)

 

Die Kinofassung des Pilotfilms kam am 30. März 1979 in den USA in die Kinos. In Deutschland lief der Film ab dem 12. Juli 1979 (wo er etwa 700.000 Menschen in die Kinos lockte) und startete kurz darauf auch in den meisten anderen westeuropäischen Ländern. Allein in den USA nahm der Kinofilm bei nur 3,5 Millionen Dollar Produktionskosten 21,7 Millionen Dollar ein und erwies sich damit als großer Erfolg. Das ermunterte hinwiederum NBC, Buck Rogers erneut von Universal zu erwerben und statt ein paar anschließender Telemovies vielmehr eine wöchentliche TV-Serie zu bestellen.

 

Am 20. September 1979 wurde in den USA der Buck Rogers-Pilotfilm in einer etwas anderen Schnittfassung – unter an­derem mit einem kürzeren Prolog und völlig neuem Vor- und Abspann – als Start der TV-Serie von NBC ausgestrahlt. Die erste Staffel der Serie lief im US-Fernsehen bis zum 27. März 1980 und umfasste insgesamt 24 TV-Stunden (ein­schließlich Werbung), allerdings nur 20 Episoden, da vier Episoden Zweiteiler von insgesamt zwei TV-Stunden waren, die wie der Pilotfilm zumeist an einem Abend am Stück ausgestrahlt wurden. Die zweite Staffel lief auf NBC vom 15. Januar bis zum 16. April 1981 und brachte es auf insgesamt 13 TV-Stunden bzw. 11 Episoden, von denen die ersten bei­den Zweiteiler waren. Aufgrund der ständig fallenden Einschaltquoten wurde die zweite Staffel noch während ihrer Produktion von NBC abbestellt, sodass die Serie wie schon zuvor Kampfstern Galactica leider kein abschließendes Finale erhielt.

 

Buck Rogers ist in seiner Kinofassung ein toller und kurzweiliger Sci-Fi-Streifen, der auch heute immer noch verdammt viel Spaß macht. „Gute“ oder „intelligente“ Science-Fiction? Ach was – das hier ist eine waschechte Space Opera, und Spaß und Spektakel stehen hier im Vordergrund! Die Spezialeffekte wurden im Wesentlichen von der Effekteschmiede Universal Hartland Visual Effects realisiert, die 1978 von den Universal-Studios gegründet worden war. Die Effekte er­reichen zwar nicht die Dynamik und Brillanz der Tricks, die ILM für Krieg der Sterne oder John Dykstra und sein ehema­liges ILM-Team für Kampfstern Galactica geschaffen hatten (als Dykstra mit seinem Team Ende August 1978 die Galac­tica-Produktion verließ, übernahm Hartland auch die Herstellung der Effekte für Galactica). Dennoch sind die Tricks in Buck Rogers – die Miniaturen für die Raumschiffe, die Lasergefechte und die Choreografie der Weltraum­schlachten – im Vergleich zum damaligen state of the art – der selbstverständlich von Krieg der Sterne definiert wurde – von be­achtlicher Qualität und spektakulär genug, um auch heute noch hervorragend zu unterhalten.

Szenenfoto aus dem Film "Buck Rogers" (Buck Rogers in the 25th Century; USA 1979) von Daniel Haller; Twiki und Dr. Theopolis
Bucks treuer, robotischer Sidekick Twiki mit der künstlichen Intelligenz Dr. Theopolis

Mehrere, sehr gelungene matte paintings von der futuristischen Großstadt New Chicago, die sehr geschickt mit den Live-Action-Aufnahmen kombiniert wurden, erwecken das 25. Jahrhundert überzeugend zum Leben. Die spacigen weißen Uniformen der Starfighter-Piloten und glitzernden, fantasievollen übrigen Kostüme von Jean-Pierre Dorléac treffen sehr schön den grellen futuristischen Ton der Buck Rogers-Comics. In den zum Teil etwas karg wirkenden Büh­nenbauten wird am ehesten ersichtlich, dass der Film ein sehr schmales Budget von nur 3,5 Millionen Dollar hatte – nur halb soviel wie der Kinofilm von Kampfstern Galactica und ein Drittel von dem, was für Krieg der Sterne ausgege­ben worden war. Die Sparsamkeit wird noch deutlicher im Sound Department, denn nahezu alle Soundeffekte in Buck Rogers sind einfach aus Kampfstern Galactica übernommen worden, wodurch sich der Film leider ein Stück weit wie ein billiges Rip-Off von Galactica anfühlt. Auch mehrere Raumschiffmodelle, Props und Kostüme wurden sowohl in Ga­lactica als auch in Buck Rogers verwendet – so fand Buck Rogers’ Space Shuttle Ranger 3, orange lackiert, auch in der Galactica-TV-Folge “Greetings from Earth” als Raumschiff der terranischen Familie von Paradeen Verwendung (tatsäch­lich waren die Ranger 3 und das sogenannte Pumpkin Shuttle verschiedene Modelle, die in denselben Modeln aus Styroschaum hergestellt worden waren, wie der ehemalige Hartland-Modellbauer Kenneth A. Larson – übrigens nicht verwandt mit Glen A. Larson – auf seiner Webseite Universal Hartland Visual Effects dokumentiert hat).

 

Noch so gute Spezialeffekte, Bauten und Kostüme würden keinen Film tragen können, wenn er nicht mit symphati­schen Darsteller begeisterte, mit denen sich das Publikum identifizieren kann. Buck Rogers hat eine exzellente Beset­zung vorzuweisen. Gil Gerard (geb. 1943) erweist sich als perfekte Wahl für die Hauptrolle des Buck Rogers: Er sieht blendend aus, versprüht jede Menge Charme und Witz und überzeugt gleichzeitig als selbstbewusster Held, der sich entschlossen allen Widersachern entgegenstellt. Es ist fraglich, ob der raubeinigere Burt Reynolds (1936 –2018), den Glen A. Larson am liebsten in der Rolle gesehen hätte, wirklich eine noch bessere Wahl gewesen wäre. Die Chemie zwischen Gil Gerard und Erin Gray (geb. 1950), die Colonel Wilma Deering spielt, funktioniert jedenfalls perfekt. Erin Gray ist nicht nur unglaublich schön, sie ist auch eine clevere und aktiv agierende Heldin – wenngleich sie, dem dama­ligen sexistischen Zeitgeist entsprechend, leider stets in Gil Gerards Schatten steht und vom starken und unabhängi­gen Mannsbild, zu dem sie sich hingezogen fühlt, eher selbstgefällig behandelt wird. Tim O’Connor (1927–2018) spielt den Wissenschaftler und Leiter des Verteidigungsdirektorats Dr. Elias Huer mit sympathischer Integrität, während die Figur des Sprüche reißenden, drolligen Roboters Twiki, gespielt von Felix Silla (geb. 1937), nach wie vor die Gemüter spaltet. Damals liebten ihn die Kinder und sahen in ihm den eigentlichen Star der Show; heute halten ihn heute viele für nur leidlich witzig und unerträglich infantil.

 

Pamela Hensley (geb. 1950) glänzt als zynische Prinzessin Ardala, die Buck Rogers um jeden Preis herumkriegen will, gleichzeitig aber finstere Pläne gegen die Erde verfolgt. In ihren überaus knappen, fantasievollen Kostümen ist sie wie Erin Gray eine Augenweide. Henry Silva (geb. 1928) als Ardalas Handlanger Kane bleibt hingegen blass, während der extrem kurze Auftritt von Joseph Wiseman (1918–2009) als Ardalas Vater König Draco in einer einzigen Szene am Ende des Films kaum der Rede wert ist (in der TV-Fassung des Films wurde Wisemans Szene geschnitten).

Szenenfoto aus dem Film "Buck Rogers" (Buck Rogers in the 25th Century; USA 1979) von Daniel Haller; Pamela Hensley und Gil Gerard
Buck Rogers (Gil Gerard) fasziniert die verführerische Prinzessin Ardala (Pamela Hensley)

Buck Rogers stößt in der Science-Fiction-Fangemeinde bis heute auf ein gespaltenes Echo. Während die meisten der älteren Fans, die den Film oder die TV-Serie damals als Kinder gesehen haben, Buck Rogers lieben und verehren, gibt es viele andere, die die Show als ein veraltetes, grelles Stück Siebzigerjahre-Kitsch oder gescheitertes Krieg der Ster­ne-Rip-Off belächeln. Nun, ich zähle mich zu der ersten Fraktion. Ich war neun Jahre jung, als ich Buck Rogers zum ers­ten Mal im 27. Februar 1981 in der ARD gesehen habe; ich war damals begeistert und bin es auch noch heute. Natürlich verströmt der Film in seinem Look und seiner Machart eine Menge Spät-Siebziger-Atmosphäre, und insbesondere sei­ne metallisch schimmernden, poppig bunten Kunstfaserkostüme können ihren Ursprung in der Disco-Ära nicht verheh­len. Doch einem Film seine unübersehbaren zeithistorischen Wurzeln zum Vorwurf zu machen, ist in meinen Augen generell ein reichlich dummes Argument. Und was den angeblichen „Kitsch“ anbelangt, so ist es zwar durchaus wahr, dass die Show sich nicht allzu ernst nimmt und mit nerdigem Tiefsinn nicht viel am Hut hat. Aber man darf nicht ver­gessen, dass man es mit einem aus einem Comic entlehnten Weltraummärchen zu tun hat: Spektakel, Action, Aben­teuer und Spaß stehen hier im Vordergrund. Krieg der Sterne ist bei allem grenzenlosen Enthusiasmus, der für George Lucas’ Geniestreich in der Fangemeinde vorherrscht, in seiner Tonart und seinem oberflächlichen Space-Fantasy-Ge­halt in nichts weniger ein Comicstrip wie Buck Rogers. Der Film hat einen leichtfüßigen und ironischen Sinn für Humor, aber er macht sich nicht über sich selbst lustig. Er ist entgegen vieler negativer Kritiken keineswegs campy.

 

Der Film fasst sein Thema sehr zeitgemäß auf. Viele Namen wie Wilma Deering, Dr. Huer, Ardala oder Kane sind den Buck Rogers-Comics entnommen, doch die Designs, die Kostüme und die Weltraumschlachten sind überaus stark von Krieg der Sterne und Kampfstern Galactica beeinflusst. Das halte ich jedoch nicht für problematisch, da die Figur des Buck Rogers schon immer starke Wandlungen durchlief. So haben Philip Francis Nowlans ursprüngliche Erzählungen von 1928/29, die über Jahrzehnte nachfolgenden Buck Rogers-Comics und das Buck Rogers-Serial von 1939 jeweils nur wenig miteinander gemein.

 

Ein zentrales Thema, das der Kinofilm und dann auch die TV-Serie erstmals mit Buck Rogers vermählt, ist der Sex. Fast scheint es, als seien hier die sexuellen Untertöne aus dem ersten Flash Gor­don-Serial von 1936 entlehnt worden. So wie einst Flash zwischen der keuschen Dale Arden und der gefährlich verfüh­rerischen, orientalischen Prinzessin Aura stand, steht hier Buck Rogers zwischen Wilma und der ebenfalls orientalisch anmutenden Prinzessin Ardala. Beide Frauen fühlen sich von Buck sexuell angezogen, während Buck als der unwider­stehliche Sexprotz auftritt, dem keine Frau wiederstehen kann und der seinen Spaß daran hat, anzügliche Zweideutig­keiten zum Besten zu geben. Ich würde zwar nicht soweit gehen wie Patrick Jankiewicz, der in seinem Buch Buck Rogers in the 25 Century: A TV Companion (2015) die Meinung vertritt, dass es „Wilmas Sehnsucht nach Buck und ihre Hingabe zu ihrer Pflicht“ sei, „worum sich die Show in Wirklichkeit dreht“ (S. x). Die Verengung auf diese Sicht führt Jankiewicz zu so absurden Freudschen Trug­schlüssen wie dass Twiki „die stämmige Erweiterung von Bucks Männlich­keit“ sei und „sogar der Kopf des Roboters ei­nem Penis“ ähnelte (S. xi). Aber es lässt sich nicht leugnen, dass der sexu­elle Subtext, der freilich, wie bereits erwähnt, ziemlich sexistisch gehandhabt wird, ein vitales Thema der Show ist – in manchen TV-Episoden noch sehr viel stärker als im Kinofilm.

Szenenfoto aus dem Film "Buck Rogers" (Buck Rogers in the 25th Century; USA 1979) von Daniel Haller; Schlacht im All
Die Miniaturen und visuellen Effekte von Universal Hartland sind durchaus ansprechend

Wie schon bei Kampfstern Galactica, so fiel auch bei Buck Rogers die TV-Serie gegenüber dem Pilotfilm qualitativ deutlich ab. Die Drehbücher operierten mit zahlreichen TV-Klischees und stereotypen Storys, die Sets und die Aus­stattung der Serie wurden karger und sowohl die matte paintings als auch die Aufnahmen der Spezialeffekte wurden exzessiv wiederholt und immer und immer wieder eingesetzt, um Geld zu sparen. Ich finde die Serie durchaus unter­haltsam, doch kann sie dem extravaganten und schwungvoll erzählten Kinofilm nicht das Wasser reichen. Lichtblicke bieten immerhin manche Gaststars, die in der Serie auftraten, wie beispielsweise Larry „Buster“ Crabbe im zweiten Teil der Episode „Vistula – Die tödliche Bedrohung“ (Crabbe trägt dort als Starfighterpilot den Namen „Gordon“).

 

Buck Rogers ist auch heute noch ein toller, sehr unterhaltsamer Science-Fiction-Film, der den von Krieg der Sterne ausgelösten Boom der Space Opera im Kino entschieden mitgeprägt hat – ein leichtfüßiges, lichtes Action-Abenteuer im All mit einem außerordentlich smarten Buck Rogers, das nach wie vor verdammt viel Spaß macht. Der Film hat, was seinen Look und seinen Unterhaltungswert betrifft, die Jahrzehnte erstaunlich gut überstanden. Die seit 2009 ange­kündigten Versuche, einen neuen Buck Rogers-Kinofilm auf die große Leinwand zu bringen, haben bis heute noch kei­ne Früchte getragen. Sollte dieser neue Buck Rogers, wenn er denn tatsächlich realisiert wird, genauso dark and gritty ausfallen wie das unsäglich verhunzte TV-Remake Battlestar Galactica (2003–09), kann ich allerdings dankend darauf verzichten und bleibe lieber bei der nostalgischen Show von 1979.

 

 

© Michael Haul

Veröffentlicht auf Astron Alpha am 16. März 2019

Szenenfotos © Universal Pictures