Teenagers from Outer Space

Teenagers from Outer Space (USA 1959) Plakatmotiv

Teenagers from Outer Space (USA 1959)

 

Regie: Tom Graeff

Darsteller: Charles Robert Kaltenthaler (alias Chuck Roberts alias David Love; Derek), Dawn Bender (alias Dawn Anderson; Betty Morgan), Bryan Pearson (alias Bryan Grant; Thor), Harvey B. Dunn (Grandpa Morgan), Tom Graeff (alias Tom Lockyear; Joe Rogers), King Moody (alias Robert King Moody; Raumschiff-Kapitän), James Conklin (Prof. Simpson), Gene Sterling (außerirdischer Führer), Ursula Pearson (alias Ursula Hansen; Hilda), Don Chambers (Dr. Mason) u. a.

Produzent: Tom Graeff

Premiere: 2. Juni 1959 (USA)

Laufzeit: 85/72 Minuten; Schwarzweiß

 

Unweit von Los Angeles landet auf freiem Feld eine fliegende Untertasse. Die Luke öffnet sich, und ein Außerirdischer in Gestalt eines jungen Mannes erscheint. Als sich ein kläffender Hund nähert, schießt der Außerirdische mit einer Strahlenwaffe und löst den Hund bis auf sein Skelett auf. Weitere junge Männer entsteigen dem Raumschiff und be­ginnen mit Gerätschaften, die Umweltverhältnisse zu untersuchen. Ihre intergalaktische Mission lautet, einen neuen Planeten zu finden, auf dem ihr Volk „Gargonen“ ansiedeln kann – Kreaturen, die wie gewöhnliche Hummer aussehen, unter den richtigen Luft- und Umweltbedingungen jedoch zu gigantischen Monstern heranwachsen. Die Gargonen sind die Hauptnahrungsquelle der Außerirdischen, doch ihre Zucht und Haltung auf dem eigenen Planeten wäre viel zu gefährlich.

 

Als Derek, einer der Außerirdischen, zwischen den Knochen des Hundes die Hundemarke findet und aus der eingra­vier­ten Inschrift schließt, dass der Planet von intelligenten Wesen bewohnt sein muss, erhebt er Einwände – das Aussetzen der Gargonen würde die heimische intelligente Spezies vernichten. Die anderen jedoch haben nur Spott für ihn übrig und fragen, warum Derek sich um fremde Rassen schere. “We are the supreme race! We have the supreme weapons!”, verkündet der kaltherzige Thor. Derek jedoch holt ein Buch hervor, das aus einer älteren Epoche seiner Rasse – vor den “annihilators” – überliefert wurde und davon berichtet, dass es einst auf ihrer Heimatwelt familiäre Bindungen und Mitgefühl gegeben habe. Jetzt jedoch würden alle Individuen künstlich gezüchtet, kalte Logik regiere, und Kranke und Alte würden einfach getötet werden. Derek lässt durchblicken, dass er zu Hause einem revolu­tio­nä­rem Untergrund angehört. Er zückt eine Strahlenwaffe und will die anderen daran hindern, die Erde als geeignetes Gargonenhabitat an die Heimat zu melden.

 

Derek wird von den anderen überwältigt und entwaffnet; kurz darauf gelingt ihm jedoch die Flucht. Der Herrscher des außerirdischen Planeten erklärt dem Captain der Mission per Fernverbindung, dass Derek sein Sohn sei (offenbar ha­ben Verwandschaftsverhältnisse doch noch eine gewisse Relevanz unter den Außerirdischen). Er fordert, Derek lebend zu fangen; wenn Derek jedoch weiterhin die Mission gefährde, dürfe er auch getötet werden. Thor wird als Häscher Dereks losgeschickt, während das Raumschiff wieder startet, um die Frachtflotte mit den Gargonen herbeizuholen. Ein Gargone wird in einer nahegelegenen Höhle zurückgelassen, um zu sehen, wie stark das Tier in der Zwischenzeit wächst.

 

Derek erreicht die nächste Kleinstadt und findet anhand der Hundemarke das Haus, zu dem der Hund gehörte. Die junge Bewohnerin Betty Morgan und ihr freundlicher Großvater finden Derek auf Anhieb symphatisch und bieten ihm ein Zimmer zur Untermiete an. Während Derek und Betty im Ort unterwegs sind, entspinnen sich zwischen ihnen zarte Bande. Thor ist ihnen jedoch unnachgiebig auf den Fersen und verwandelt dabei beinahe jeden, der ihm begegnet, mit seiner Strahlenwaffe zu einem Skelett. In einem Feuergefecht mit der Polizei wird Thor angeschossen, kann jedoch Betty und Derek in seine Gewalt bringen. Er zwingt sie, ihn zu einem Arzt zu bringen, wo er jedoch einen Schwäche­an­fall erleidet, sodass Betty und Derek entkommen können. Thor erholt sich wieder und wird zur neuerlichen Gefahr. Weitaus unheilvoller aber ist der aus der Höhle ausgebrochene Gargone, der inzwischen so groß wie ein Haus gewor­den ist und die Stadt bedroht . . .

 

„Ein brillanter Beigeschmack“ – Tom Graeffs gefeierter No-Budget-Movie

 

Tom Graeffs Teenagers from Outer Space ist ein bemerkenswerter kleiner Film und in vielfacher Hinsicht typisch für die mageren und steif inszenierten Science-Fiction-cheapies der Fünfzigerjahre. Vielen gilt der Film als stumpfsinniger, öder Trash, durchaus würdig, zu den schlechstesten filmischen Machwerken aller Zeiten gerechnet zu werden. Die Fachzeitschrift Variety urteilte damals hingegen verhalten positiv:

 

While Graeff may not have made a good picture, he has made an interesting one that every now and again smacks of brilliance. (zitiert nach Bill Warren, Keep Watching the Skies!, S. 755)

 

Sehr richtig. Meines Erachtens enthält der Film durchaus ansprechende und sogar anrührende Momente. Er gehört trotz primitiver Tricktechnik und erheblicher Längen zu den besseren Vertretern seiner Art und ist für Fans alter Science-Fiction-Filme auf jeden Fall sehenswert. Der irrwitzige und für einen Genrefilm der Fünfzigerjahre typische Filmtitel macht allemal neugierig. Freilich wird niemand darunter etwas anderes erwarten als einen billig produzierten, juvenilen Comicstrip, und nur unter dieser Erwartungshaltung sollte der Film auch goutiert werden.

Teenagers from Outer Space (USA 1959) Szenenfoto mit Ursula Pearson, David Love und Dawn Bender
Ursula Pearson, David Love und Dawn Bender sind entsetzt über das Schicksal von Prof. Simpson

Insofern ist Teenagers from Outer Space ein ehrlicher Film. Er ist billig produziert, sogar extrem billig. Der Film musste mit nur 14.000 Dollar auskommen, die von drei Darstellern (Gene Ster­ling, Bryan Pearson und seine damalige Ehefrau Ursula Pearson) investiert wurden. Im Vergleich dazu erscheinen die 60.000 Dollar, die Ed Wood für seinen deutlich mieseren Film Plan 9 from Outer Space (1959) ausgeben konnte, als nahezu üppig. Doch Filmemacher Tom Graeff (1929–1970) verwirklichte sein Ein-Mann-Projekt mit viel Herzblut und Improvisationstalent. Nahezu alles – Produktion, Drehbuch, Regie, Kamera, Schnitt, Tonschnitt, Musikschnitt, Spezialeffekte und eine der Rollen im Film – führte Graeff selbst aus. Graeff gelang es, den Besitzern des Hauses, das im Film von Betty und ihrem Großvater be­wohnt wird, eine kostenfreie Drehgenehmigung abzuschwat­zen. Es gab keine öffentliche Drehgenehmigungen (etwa für den Autounfall Thors), keine Stuntmen, und Graeff konnte auch keinen der Schauspieler im Vorfeld bezahlen. Bei der Ausstattung wurde an allen Ecken und Enden gespart. Die Raumanzüge der Außerirdischen sind einfache Fliegerdrilliche, deren plakative Zeichnungen mit Klebeband aufgeklebt wurden – sie sind optisch erstaunlich effektiv. Für die Modifizierung der Strahlenwaffe – ein simples Kinderspielzeug aus Plastik – konnte Graeff keinen Geringeren als Monster- und Prop­spezialist Paul Blaisdell gewinnen, den Graeff durch seine Mitarbeit an Roger Cormans Not of This Earth (1957) kennen gelernt hatte. Blaidell befestigte einfach einen kleinen Spiegel an der Spitze der Waffe. Damit konnte Bryan Pearson den Lichtstrahl eines Scheinwerfers direkt in die Kamera reflektieren – voilà! Fertig war ein hübscher Strahleneffekt, der überzeugender wirkt als manche Laserstrahlen, die in anderen Filmen im Zeichentrickverfahren oder durch An­krat­zen der Negativfilme realisiert wurden.

 

Die Strahlenwaffe, die Tiere und Menschen Knall auf Fall in Skelette verwandelt, machte damals auf Kinder natürlich am meisten Eindruck. Vor allem wegen des „Skelett-Effekts“, so simpel er auch ist, wird Teenagers from Outer Space heute noch erinnert. Der Autor und Publizist Jim Tushinski, der seit einigen Jahren an einer Biografie von Tom Graeff arbeitet, erinnert sich lebhaft, wie er den Film in den Sechzigerjahren als Kind zum ersten Mal an einem Nachmittag im US-Fernsehen sah:

 

I don’t remember the exact circumstances of that viewing, but I do remember, with a clarity reserved for only a few moments in my childhood, the sheer terror and thrill I felt when one of the aliens pointed a ray gun at a girl in a swimming pool and turned her into a skeleton. All I could think about was the finality of what the alien did to her. Nothing was left [ … ]. Although I’d seen people getting killed in movies before, none of the deaths had affected me as strongly as that ray gun blast. (Auszug aus Smacks of Brilliance: The Forgotten Life of Filmmaker Tom Graeff, veröffentlicht auf Jim Tushinskis Website Tomgraeff.com)

 

Tom Graeff ist ein fast vergessener Filmemacher mit einer interessanten, leider auch tragischen Vita – sie ist auf der hervorragenden Website Tomgraeff.org von Elle Schneider, die an einem Dokumentarfilm über Graeff arbeitet, detail­liert nachzulesen. Nachdem Graeff an der University of California Theaterkünste studiert hatte, drehte er nur drei Kurz- und zwei Spielfilme – Teenagers from Outer Space war sein letzter Film. Seit 1954 war Graeff mit Charles Robert Kal­ten­thaler II. (geb. 1934) liiert, der in Teenagers unter dem Pseudonym David Love auch die Hauptrolle spielte. Graeff versuchte vergeblich, David Love zu einem Star aufzubauen. Ende 1956 bis Anfang 1957 drehte Graeff Teenagers from Outer Space, doch es gelang ihm in den folgenden zwei Jahren nicht, den Film lukrativ zu verkaufen. Teenagers wurde schließlich von Warner Bros. mitsamt allen Rechten für 28.000 Dollar erworben und als Double Feature gewinnbrin­gend vermarktet. Laut Tomgraeff.org machte Warner Bros. einen stattlichen Profit von 1,8 Millionen Dollar, doch sah Tom Graeff davon keinen Cent. Stattdessen musste Graeff einen Rechtsstreit mit Bryan Pearson ausfechten, der seine Investition von 5.000 Dollar zurückverlangte – die Graeff schließlich auch zurückzahlen musste. Der persönliche Miss­erfolg mit Teenagers war ein schwerer Schlag für die Karriere und die Seele des Regisseurs.

 

In jener Zeit trennten sich Tom Graeff und David Love – was später aus Letzterem wurde, ist unbekannt. Ende 1959 erlitt Graeff einen depressiven Zusammenbruch und erklärte sich in ganzseitigen Zeitungsanzeigen zu einem neuen Messias, zu Jesus Christus II. Er begann öffentlich zu predigen, wurde wegen eines kriminellen Vorfalls inhaftiert, ver­brachte wegen einer drohenden zweiten Haftstrafe mehrere Jahre im Osten der USA, bis er 1964 nach Kalifornien zu­rückkehrte. In den Sechzigerjahren gelang ihm kein Projekt mehr, für seine Drehbücher fand Graeff keine Produzenten. Am 19. Dezember 1970 nahm sich Graeff in der Nähe von San Diego schließlich das Leben – mit Autoabgasen, die er mit einem Schlauch in den Innenraum eines gemieteten 1970er Chevrolets leitete.

 

Graeffs Talente blitzen in Teenagers from Outer Space immer wieder auf. So sind die Kameraeinstellungen, die Kame­ra­füh­rung und der Filmschnitt auffällig gut gelungen, und auch Graeffs Drehbuch, das sich bei Robert Wises The Day the Earth Stood Still (1951), Jack Arnolds It Came from Outer Space (1953) und Tarantula (1955) bedient, enthält inte­ressante und spannende Szenen. Der Film präsentiert sich im gediegenen mock documentary style der Zeit. Es gibt sehr viele Außenszenen, meist in hellem Sonnenlicht, zum Teil aber auch nachts; die Innenaufnahmen entstanden alle in echten Häusern und Gebäuden, sodass der Zuschauer von wackeligen Studiosets aus Pappe verschont bleibt. Das einzige Studioset, das Innere des Raumschiffs, wirkt eng, bemüht und wenig überzeugend, dafür ist das äußere der fliegenden Untertasse schick. Graeff zeigt in einer hübschen Spezialeffektaufnahme, wie sich der Großteil des rotie­ren­den UFOs, das wie ein Korkenzieher aussieht, bei der Landung in den Erdboden bohrt – eine clevere, wenn auch irrationale Erklärung dafür, warum das oberflächlich sichtbare, passable UFO so klein ist.

Teenagers from Outer Space (USA 1959) Szenenfoto mit David Love und Bryan Pearson
David Love und Bryan Pearson sind Teenagers from Outer Space

Die schablonierten Charaktere bleiben überwiegend flach und leblos. Allerdings sind die schauspielerischen Leis­tun­gen von Dawn Bender (geb. 1935) als Betty Morgan und David Love als Derek so schlecht nicht, wie mancherorts gehässig behauptet wird. Beide hauchen ihren Figuren glaubwürdige Wärme und Symphatie ein; überraschend anrührend sind sie in ihrer romantischen Szene unter einem freien Nachthimmel. Auch Bryan Pearson spielt den grimmigen und unerbittlichen Killer Thor übertrieben grell, aber überzeugend. Die Dialoge wirken manchmal etwas getragen. Graeff nahm die Dialoge für sämtliche Außen­auf­nahmen erst wie ein Hörspiel auf, um sie dann bei den Dreharbeiten abzuspielen und von den Darstellern syn­chron­sprechen zu lassen – auf diese Weise konnte Graeff die teure Live-Audio-Aufnahmetechnik einsparen.

 

Der Anfang des Films ist interessant gestaltet, und der Konflikt unter den Außerirdischen und die anschließende Ver­folgung von Derek ist spannend. Auch Dereks Zuneigung zu Betty und sein Versprechen ihr gegenüber, die Erde zu seiner neuen Heimat zu machen, berühren. Doch je weiter der Film fortschreitet, desto surrealer und unglaubwürdiger wird er. Das Timing der Handlung ist absurd: Sie spielt sich an einem einzigen Tag und einer Nacht ab! In diesen we­ni­gen Stunden serviert Betty ihren früheren Freund Joe ab (gespielt von Graeff), verliebt sich unsterblich in Derek, beide werden mehrfach von Thor gejagt, bezwingen ein gigantisches Gargonenmonster, und das außerirdische Raumschiff unternimmt einen Trip zurück ins All, um kurz darauf mit einer Raumschiffflotte zur Erde zurückzukehren. Trotz dieser Handlungsfülle leidet der Film vor allem in der zweiten Hälfte unter einer schleppenden Gangart und sich wiederho­len­den Erzählelementen – Derek und Betty werden immer und immer wieder von Thor kreuz und quer durch die Stadt und über Land verfolgt, und Graeff behalf sich mit den klassischen Mitteln des Kriminalfilms wie Autoverfol­gungs­jag­den, angeschossenen Delinquenten und hinweisgebenden Blutspuren, um das Werk auf Spielfilmlänge zu dehnen.

 

Was dem Film fast den Garaus macht, ist die Sache mit den Gargonen. Wenn dem Publikum anfangs ein einfacher Hummer gezeigt und dabei erklärt wird, dass es sich um ein außerirdisches Monster handelt, ist dem schallenden Spott Tür und Tor geöffnet. Später erscheint der Gargone riesenhaft gewachsen, und die auf den Film gemattete schwarze Silhouette, mit der Graeff dies realisiert, ist grauenhaft schlecht, ja, womöglich der schlechteste optische Effekt, den ich je in einem Fünfzigerjahrefilm gesehen habe. Dereks Kampf gegen das Monster mithilfe durchge­schnit­te­ner Stromleitungen, die er an seine Strahlenwaffe anschließt, um ihr mehr Energie zuzuführen, ist von der Idee und der Umsetzung her lächerlich. Als gegen Ende des Films die außerirdische Raumschiffflotte über der Erde eintrifft, zeigt Graeff nur aufblickende und zum Himmel zeigende Menschen – aber kein einziges Raumschiff. Das explosive Finale, bei dem die Flotte am Erdboden zerschellt und Derek ums Leben kommt, ist unspektakulär. In der Schluss­ein­stel­lung erscheint das Gesicht von Derek, dem Märtyrer, am Himmel, der sich zum Wohle der Erde geopfert hat, doch kann so dick aufgetragener Pathos kaum funktionieren, wenn sich der Film zuvor so viele Lächerlichkeiten leistet.

 

Teenagers from Outer Space ist in vielen Hinsichten primitiv und oft auch dumm. Dennoch ist er, von den kruden Spe­zialeffekten einmal abgesehen, besser als viele andere billige exploitation movies der Fünfzigerjahre. Er ist nicht so schludrig gemacht, wie das Hohngelächter über ihn glauben machen will, sondern offenbart tatsächlich smacks of brilliance, die seinem ambitionierten Regisseur Tom Graeff und seinen guten Schauspielern Dawn Bender, David Love und Bryan Pearson zuzuschreiben sind. Für Freunde guter alter Science-Fiction-cheapies aus den Fünfzigern absolut sehenswert!

 

 

© Michael Haul; veröffentlicht auf Astron Alpha am 17. März 2016