It! The Terror from Beyond Space

It! The Terror from Beyond Space (USA 1958)

 

Regie: Edward L. Cahn

Drehbuch: Jerome Bixby

Darsteller: Marshall Thompson (Colonel Ed Carruthers), Shawn Smith (Ann Ander­son), Kim Spalding (Colonel Van Heusen), Ann Doran (Dr. Mary Royce), Dabbs Greer (Dr. Eric Royce), Paul Langton (Lieutenant James Calder), Robert Bice (Major John “Jack” Perdue), Richard Hervey (Gino Finelli), Richard Benedict (Bob Finelli), Thom Carney (Joseph Kienholz), Marsianer (Ray “Crash” Corrigan) u. a.

Produzenten: Robert E. Kent; Edward Small (ausführender Produzent)

Companies: Vogue Pictures, im Vertrieb durch United Artists

Laufzeit: 69 Min.; Schwarzweiß

Premiere: 7. August 1958 (USA)

 

Als im Januar 1973 die erste bemannte Expedition zum Mars auf dem roten Planeten Schiffbruch erleidet, wird ein zweites Raumschiff unter der Leitung von Colonel Van Heusen hinterhergeschickt, um die havarierte Mannschaft zu retten. Nach sechs Monaten landet die Rakete, die Challenge 142, neben den Trümmern des ersten Schiffs. Die Crew trifft als einzigen Überlebenden nur noch den Kommandanten der Mission Colonel Carruthers an, der erklärt, dass alle anderen von einem schrecklichen Marsmonster getötet worden sind. Van Heusen glaubt jedoch wie seine Vorgesetz­ten in Washington, dass Carruthers seine Mannschaft selbst ermordete, um alle Vorräte für sich allein zu sichern. Kurz bevor das Raumschiff wieder vom Mars abhebt, schleicht sich jedoch eine schauerliche Gestalt an Bord des Schiffes, versteckt sich im Frachtraum und tritt bald den grausigen Beweis an, dass Carruthersʼ Bericht der Wahrheit entspricht.

 

Das Raumschiff startet und nimmt Kurs auf die Erde. Während des Rückfluges wird, zunächst unbemerkt, ein Crewmit­glied vom Monster getötet und in einem Ventilationsschacht versteckt. Die Mannschaft durchsucht das Schiff nach dem Vermissten; dabei wird ein zweites Crewmitglied vom Monster angefallen und versteckt. Als die anderen Raum­fahrer wenig später die Leiche des ersten Opfers im Lüftungsschacht entdecken, kriecht Major John Perdue in die Ventilation und stößt dort auf das schwer verletzte zweite Opfer. Augenblicklich wird auch Perdue von dem Monster angegriffen und kann in heller Not gerade noch aus dem Schacht entkommen.

 

Das Monster hält die unteren Etagen der Rakete besetzt, während die Mannschaft, die sich in den oberen Etagen ver­schanzt hat, verschiedene Versuche unternimmt, es zu töten. Aber alle Versuche schlagen fehl: Geschosse prallen am Monster ab, und auch Granatenexplosionen, Giftgas und Elektroschocks können ihm nichts anhaben. Sogar die Strah­lung des Atomreaktors der Rakete zeigt keine Wirkung. Außerdem ist das Monster überaus stark und beginnt, ein Luft­schleusenschott nach dem anderen zu durchbrechen und beiseite zu biegen. Unaufhaltsam bahnt es sich den Weg in die oberste, letzte Etage der Rakete . . .

 

Ein kleiner, gelungener Monsterschocker

 

It! The Terror from Beyond Space ist eine spannende, kurzweilige Perle unter den Science-Fiction-cheapies der Fünfzi­gerjahre. Der Film ist kein Meisterwerk und hat, da es nie einen Hype um ihn gegeben hatte, auch kaum das Potenzial zu einem „Klassiker“. Aber er ist auch heute noch überraschend unterhaltsam und glänzt mit guten Schauspielern und einer gelungenen Produktion, die deutlich über dem Durchschnitt liegt.

 

Unter Science-Fiction-Fans genießt der Film heute vor allem den Ehrentitel, Ridley Scotts brillanten Schocker Alien (1979) inspiriert zu haben. In der Tat gibt es sehr enge inhaltliche Parallelen zwischen beiden Filmen, die diese Schluss­folgerung untermauern – sie werden weiter unten noch genauer betrachtet. Allerdings gibt es auch reichliche Unter­schiede, die bedingen, dass Alien kaum als ein Remake von It! bezeichnet werden kann. Vor allem aber ist It! nicht annähernd so packend und nervenzerrend inszeniert wie Alien – der Film ist spannend, aber doch Lichtjahre vom Thrill von Ridley Scotts Meisterwerk entfernt.

 

Der Vergleich ist natürlich ein wenig unfair. Die Gepflogenheiten des Fünfzigerjahre-Kinos können naturgemäß nicht mit denen späterer Jahrzehnte konkurrieren – die damaligen Sehgewohnheiten und Erwartungen an Thriller waren ganz andere, und Splatter- und andere Ekeleffekte waren bis in die Sechzigerjahre hinein extrem selten. It! ist in dieser Hinsicht klinisch „sauber“. Für damalige Verhältnisse ist der Nervenkitzel recht gut gelungen, auch wenn Bill Warren in seinem Buch Keep Watching the Skies! moniert, dass das Monster viel zu früh gezeigt wird (S. 457). Nun, Geschmacks­sache. In vielen Szenen, in denen das Monster nicht oder nur undeutlich im Halbschatten zu sehen ist, gelingt es Regis­seur Edward L. Cahn und Kameramann Kenneth Peach Sr. durchaus, eine unheimliche Horrorstimmung zu erzeugen. Dazu passt das unentwegte tollwütige Geknurre und Gebrüll des Monsters, das keinen Zweifel darüber aufkommen lässt, dass diese Kreatur nur blindwütiges Morden im Sinn hat und auch niemals nachgeben wird.

Szenenfoto aus dem Film "It! The Terror from Beyond Space" (USA 1958)
Das Raumschiff kurz vor dem Start in einer unwahrscheinlichen Marslandschaft

Der Regisseur Edward L. Cahn (1899–1963) war ein routinierter, unauffälliger Low-Budget-Filmer. Er drehte für verschie­dene Filmstudios zahlreiche Western, Krimis und Dramen und in der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre auch etliche Science-Fiction-Filme, z. B. Creature with the Atom Brain (1955), Invasion of the Saucer-Men (1957) oder Invisible Inva­ders (1959). Bill Warren beurteilt Cahns Regiearbeit folgendermaßen:

 

[It!] ist ein konventionell gedrehter Film; es gibt kaum Kamerabewegungen, und typisch für Cahn scheint die Kamera häufig zu weit von den Schauspielern entfernt zu sein, wodurch die Action distanziert erscheint. An Bord eines Raumschiffs sollte sich ein Gefühl von Klaustrophobie einstellen. Cahn und [Kameramann] Peach versuchen es gelegentlich zu erzeugen, wenn Objekte von der Seite oder von vorn ins Bild einwandern, aber dies geschieht nur unter Deck, wo das Monster entfesselt ist. Mit Schatten wurde versucht, eine spannende Atmosphäre zu erzeugen, aber dies geschieht nicht konsequent. Und hier und da finden sich längere, stumpfsinnige Einstellungen. (Keep Watching the Skies!, S. 457f.)

 

Klaustrophobie stellt sich in der Tat nur selten ein, nicht zuletzt weil das Innere des Raumschiffs ausgesprochen ge­räumig wirkt. Es besteht aus kühlen, geordneten Räumen, die in mehreren Ebenen übereinander angeordnet und mit blinkenden Computern, Armaturen und Bildschirmen ausgestattet sind. Jeweils in der Mitte der Decks befinden sich runde Stahlschotten und Leitern, die die Decks miteinander verbinden. Das Setdesign wirkt glaubwürdiger als das Innere der Mondrakete in George Pals und Irving Pichels Endstation Mond (1950), und großzügiger muss ein Raum­schiff wohl auch sein, will man die lange Reise zum Mars antreten. Äußerlich folgt das Design des Raketenmodells, das aus Edward Berndsʼ Planet des Grauens (1956) wiederverwendet wurde, dem damals üblichen, auch heute noch gefäl­ligen Stil der pregnant needle, der von der V-2-Rakete abgeleitet ist: ein bauchiger, spitzer Pfeil mit messerscharfen Finnen. Gleich in der ersten Einstellung des Films sieht man die Rakete auf dem Mars stehen, in einer steinigen Wüste unter einem pechschwarzen, sternenklaren Nachthimmel – das Panorama wirkt eher wie eine Mond- als wie eine Marslandschaft. Der funkensprühende Start der Rakete ist eine gelungene Effektszene, und auch die Einstellung, in der die Rakete unter einem herrlich spacigen wee-oo-wee-oo-Sound durchs All gleitet, geht tricktechnisch in Ordnung und drückt hinlänglich die Dauer der Reise aus – wenn auch diese Aufnahme vielleicht etwas zu oft wiederholt wird.

 

Die Schauspieler haben keine besondere Präsenz, sind aber ohne Fehl und Tadel und stellen ihre Rollen überzeugend dar. Vor allem Marshall Thompson (1925–1992) gefällt als Colonel Carruthers – ein besonnener Raumfahrer, der seit seinem schrecklichen Erlebnis auf dem Mars traumatisiert und in sich gekehrt ist. Thompson ist dem allgemeinen Publikum vor allem durch seine Rolle des Tierarztes Dr. Marsh Tracy in der TV-Serie Daktari (1966–1969) bekannt. Er spielte auch die Hauptrollen in den Science-Fiction-Filmen Ungeheuer ohne Gesicht (1958) und Rakete 510 (1959).

Pressefoto zu dem Film "It! The Terror from Beyond Space" (USA 1958)
Das eindrucksvolle Monster in einem Pressefoto

Das von Props-Spezialist Paul Blaisdell designte Monster hat ein spektaku­läres, bizarres Design, das zwar vom Kiemenmenschen aus Jack Ar­nolds Der Schrecken vom Amazonas (1954) inspiriert gewesen sein dürfte, aber mit den riesigen Krallen an Händen und Füßen und der gepanzerten Reptilien­haut doch auch eigenständig ist. Unglücklich ist das starre, von Fangzähnen bewehrte Grinsen des Monsters, das in Nahaufnahmen die Künstlichkeit des Gummikostüms über Gebühr hervorkehrt. Und „wissen­schaftlich“ ist das Monster kaum überzeugend – es lässt sich kein Lebens­raum denken, noch dazu in den steinigen Marswüsten, die der Film zu Beginn zeigt, an den dieses Monster morphologisch angepasst sein könnte. Schwach ist auch die im Film angebotene Motivation seines Verhaltens. Das Monster saugt seinen Opfern sämtliche Flüssigkeit aus – „ohne irgend­welche Sti­che“, wie Dr. Mary Royce bemerkt, was angesichts der scharfen Klauen und Zähne des Monsters völlig absurd ist! –, und Dr. Eric Royce schlussfolgert, dass das Monster deshalb auf Flüssigkeit aus ist, weil der Mars seit Jahrtau­senden immer weiter ausgetrocknet sei (womit ein ur­altes Marsklischee bemüht wird). Ebenso schwach ist die an den Haaren herbeigezogene Spekulation der Mannschaft, dass das Monster eine degenierte, halbtierische Form einer Marsspezies sein könnte, die einst eine hochstehende Zivilisation gehabt habe.

 

Gespielt wurde das Monster von Ray „Crash“ Corrigan (1902–1976), einem gefragten Stuntman in Hollywood, der zuvor schon in zahlreichen Filmen in verschiedenen Affenkostümen gesteckt hatte. Entgegen den Vorstellungen des Dreh­buchautors Jerome Bixby, wonach das Monster sich blitzschnell und gewandt bewegen sollte, wankte Corrigan im Monsterkostüm überwiegend behäbig und langsam umher. „Hier hätte sich die Möglichkeit für ein originelles, un­gewöhnliches Monster ergeben“, merkt Bill Warren zu Recht an, „aber Corrigan und/oder Cahn entschieden sich für ein gewöhnliches, eher Frankensteinsches Monster mit den Verhaltensweisen von Dracula“ (Skies, S. 458). Ein Grund mag gewesen sein, dass das Kostüm Corrigan nur schlecht gepasst hatte – ständig lugte beispielsweise Corrigans Kinn aus dem grinsenden Maul des Monsters heraus und wirkte unfreiwillig als dessen Zunge. Vermutlich war Corrigans Sicht in der Gummimaske gleich null.

 

Auch wenn Bill Warren die Länge einiger Szenen moniert (siehe oben), hat der Film ein flottes Tempo, erzählt gerad­linig und bietet kraftvolle Action. Gewiss gibt es noch einige weitere Ungereimtheiten, die man bemängeln könnte. So scheint sich beispielsweise keiner der Raumfahrer darüber Sorgen zu machen, dass mit dem Zünden von Granaten und dem Herumgeballere mit Schusswaffen das Raumschiff schlimm beschädigt werden könnte. Und warum hat die Expe­dition überhaupt ein so üppig ausgestattetes Waffenlager an Bord? Unglaubwürdig ist ein weiteres Mal das Vorhan­densein von „künstlicher Schwerkraft“ – anno 1973! Und als Carruthers erst im allerletzten Moment beim Ablesen der Schiffsinstrumente erkennt, dass das Monster Sauerstoff atmet (als ob es den in der Marsatmosphäre gäbe!) und da­raufhin den rettenden Gedanken hat, das Monster mit dem Vakuum des Alls zu töten, geschieht dies zu plötzlich und wirkt dramaturgisch wie aus dem Hut gezaubert. Letztlich sind das aber Kleinigkeiten, die das Vergnügen an diesem kleinen Monsterschocker nicht nennenswert schmälern.

 

Alien und seine armen Verwandten

 

Wie bereits erwähnt, gibt es zwischen Edward L. Cahns It! und Ridley Scotts Alien auffällig viele Parallelen: Sowohl in It! wie in Alien gelangt ein außerirdisches Monster auf ein Raumschiff, versteckt sich in den Ventila­tionsschächten des Schiffs und ermordet einen Raumfahrer nach dem anderen. Der Versuch eines Raumfahrers, selbst in die Ventilation zu kriechen und das Monster zu besiegen, schlägt fehl. Das Monster ist fast unbesiegbar und durch­schlägt ein Schleusen-schott nach dem anderen. Selbst das Ende ist in beiden Filmen vergleichbar: Das Monster wird schließlich besiegt, indem die Crew die Luft im Raumschiff schlagartig ins All entweichen lässt. In It! erstickt das Monster; in Alien wird es ins All hinausgewirbelt und verbrennt im Feuerstrahl des Raumschiffantriebs. Zwar stellen Ronald Hahn und Volker Jansen lapidar fest:

 

Auch wer sich nur ansatzweise mit Science Fiction beschäftigt, wird wissen, daß der Plot [von Alien] einen Bart hat, der bis in die Urzeit der utopischen Literatur zurückgeht: SF-Stories, in denen körperlose oder andere Monstrositäten sich Zugang zu einem irdischen Raumschiff verschaffen und einen Astronauten nach dem anderen umbringen, gibt es wie Sand am Meer. (Lexikon des Science Fiction Films, 7. Aufl. 1997, S. 40).

 

Dennoch fällt es angesichts der engen Parallelen zwischen It! und Alien schwer anzunehmen, dass sie nur auf den ge­meinsamen Baukasten an Genreklischees und -Themen zurückgehen. Die vorsichtige Zurückhaltung von Bill Warren ist daher kaum nachvollziehbar: „Unglücklicherweise haben zu viele Science-Fiction- und Horror-Filmfans den Schluss ge­zogen, dass Alien definitiv ein Rip-Off von It! sei und damit den logischen Fallstrick des post hoc ergo propter hoc ins ferne Weltall getragen“ (Skies, S. 459). Vielmehr dürfte Dan O’Bannon (1946–2009), Autor von Alien und ein ausgewie­sener Science-Fiction-Kenner, tatsächlich entschieden von It! inspiriert gewesen sein.

Szenenfoto aus dem Film "It! The Terror from Beyond Space" (USA 1958)
Die Crew der Challenge 142 fürchtet das grausame Monster in ihrem Keller

Doch It!, da haben Hahn und Jansen recht, hat die Grundidee des Plots beileibe nicht zum ersten Mal formuliert. So hat A. E. van Vogt (1912–2000) bereits 1939 mit Discord in Scarlet eine im Astounding erschienene Science-Fiction-Erzäh­lung geschrieben, die einen ganz ähnlichen Inhalt hat (und die ich in meiner Rezension zur Anthologie Die Vergangen­heit der Zukunft eingehend besprochen habe). Die Story wurde später von van Vogt in seinem Roman Voyage of the Space Beagle (1950) inkorporiert. Auch in van Vogts Story terrorisiert ein außerirdisches Monster die Mannschaft eines Raumschiffs und versteckt die Opfer in den Ventilationsschächten. Van Vogts Story hat zu Alien in­sofern eine noch größere Nähe als zu It!, als dass das Monster in den paralysierten Körpern seiner Opfer seine Eier ablegt, während das Monster in It! die Opfer nur aussaugt und als Nahrungsquelle verwendet. Vor allem aufgrund dieses Details gelang es A. E. van Vogt, bei den Produzenten von Alien seine Urheberrechte einzuklagen – man einigte sich außergerichtlich mit einer Zahlung von 50.000 Dollar.

 

Das Drehbuch von It! schrieb Jerome Bixby (1923–1998), ein überaus produktiver Autor, der in vielen Genres zuhause war und auch zahlreiche Science-Fiction-Erzählungen geschrieben hat – von seinen insgesamt etwa 1300 Storys sind um die 300 der Science-Fiction zuzurechnen. Seit den Fünfzigerjahren hatte Bixby versucht, als Drehbuchautor auch im Filmgewerbe Fuß zu fassen – mit durchwachsenem Erfolg. Seine bekannteste Science-Fiction-Story neben It! dürfte It’s a Good Life (1953) sein, die die Vorlage für eine Folge der TV-Serie The Twilight Zone (1959–1964) und später für Joe Dantes Twilight Zone – The Movie (1983) geliefert hat. Gemeinsam mit Otto Klement schrieb Bixby auch die Story für Richard Fleischers Die phantastische Reise (1966), und vier Episoden von Star Trek gehen auf Storys von Bixby zurück (Stein und Staub, Das Gleichgewicht der Kräfte, Planet der Unsterblichen und Ein Parallel-Universum). Posthum ver­filmte Richard Schenkman mit The Man from Earth (2007) ein Drehbuch von Bixby, das eine seiner faszinierendsten Science-Fiction-Erzählungen darstellt.

 

Jerome Bixby hatte in Interviews nie A. E. van Vogts Discord in Scarlet als Quelle oder Inspiration für It! genannt. Statt­dessen erklärte er, dass er sehr von Howard Hawks’ Film Das Ding aus einer anderen Welt (1951) beeindruckt gewesen sei und vor allem dieser Film It! inspiriert habe. In der Tat ist der Zusammenhang mit Das Ding unmittelbar naheliegend und einleuchtend. Die Plots sind einander sehr ähnlich: In beiden Filmen ist eine Gruppe von Menschen in einer engen Umgebung eingeschlossen (die arktische Forschungsbasis bzw. die Marsrakete); das Monster hält einen Teil dieser Umgebung besetzt und belagert die Gruppe, um einen nach dem anderen zu liquidieren. Die Gruppe unternimmt ver­schiedene, bis zuletzt vergebliche Versuche, das Monster zu töten. In beiden Filmen ist das Monster scheinbar unzer­störbar, und es lechzt nach dem Blut seiner Opfer. Bis in einzelne Einstellungen reicht Bixbys Plagiierung von Das Ding: So gibt es auch in It! eine Szene, in der eine Luftschleuse geöffnet wird, hinter der sich plötzlich das Monster befindet und sofort zum Angriff übergeht. Die Story von Das Ding geht bekanntlich auf die Kurzgeschichte Who Goes There? von John W. Campbell zurück, die 1938 im Astounding erschienen war (auch diese Erzählung habe ich in der Rezension zu Die Vergangenheit der Zukunft besprochen). Howard Hawks’ Film hat Campbells Story jedoch stark abgewandelt, und die ursprünglichen Erzählungen von Campbell und von van Vogt unterscheiden sich zu grundlegend voneinander, um schon zwischen ihnen von einem direkten beeinflussenden Zusammenhang auszugehen.

 

Wie Bill Warren berichtet, hat sich Jerome Bixby in Interviews zurückhaltend zu den Parallelen zwischen It! und Alien geäußert. Bixby mochte Alien sehr und hielt es nicht für ausgeschlossen, dass O’Bannon von It! inspiriert gewesen sein könnte. Zugleich war er aber auch der Auffassung, dass zahlreiche Situationen beider Filme sich praktisch wie von selbst aus der Grundidee des Plots ergeben würden, wodurch sich eine Reihe von Ähnlichkeiten – zum Beispiel das Versteckspiel in den Ventilationsschächten – erklären ließen (Skies, S. 459). Nun, womöglich wollte Bixby aber auch nur den Verdacht zerstreuen, dass er selbst für das Drehbuch von It! wissentlich Ideen aus A. E. van Vogts Discord in Scarlet geklaut haben könnte.

 

Neben Alien gibt es mindestens zwei weitere Filme, die die Grundidee von It! verarbeitet haben: Mario Bavas Planet der Vampire (1965) und Curtis Harringtons Queen of Blood (1966). In Planet der Vampire werden ebenfalls die Mitglie­der einer Raumschiff­crew von Aliens dezimiert, allerdings findet die Handlung auf einem Planeten statt, und die Aliens sind körperlos und fahren in ihre Opfer, um sie zu übernehmen. Stärker sind die Parallelen im Streifen Queen of Blood (1966). Drei Astro­nauten entdecken auf dem Mars ein havariertes außerirdisches Raumschiff und nehmen die einzige Überlebende, eine grünhäutige Frau, an Bord ihres eigenen Schiffs. Es stellt sich bald heraus, dass die Außerirdische ein Vampir ist. Sie be­ginnt, die männlichen Crewmitglieder zu töten und lässt, nachdem sie im finalen Kampf gegen eine Astronautin ver­blutet ist, ein Nest voller Eier zurück, die zu Studienzwecken zur Erde gebracht werden. Das Blutsau­gerthema aus It! ist in diesem Plot verblieben, wird jedoch sexuell aufgeladen. Enthalten ist zudem auch das Eierlegen des außerirdi­schen Wesens wie bei A. E. van Vogt und in Alien. Das Monster hat hier jedoch, abgesehen von der grü­nen Hautfarbe, keinerlei äußere Monstrosität. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch Queen of Blood auf Dan O’Bannon Einfluss ausge­übt haben mag (Regisseur Harrington insistierte entschieden darauf), doch insgesamt sind die Ähnlich­keiten zwischen Alien und It! am prägnantesten.

 

Letztendlich, und das ist das Wesentliche, hat sich Alien cineastische Meriten erworben, die seine fast vergessenen Vorläufer weit überragen und Alien zu Recht zu einem Meilenstein des Science-Fiction-Kinos gemacht haben. It!, so gelungen der Film im Rahmen seines knappen Budgets auch ist, wäre nur ein weiterer Exploitationfilm seiner Zeit, hätte er nicht den Plot von Alien inspiriert. Nichtsdestotrotz ist der Film für Fans alter Science-Fiction-Filme auch für sich genommen sehr unterhaltsam und vollauf empfehlenswert.

 

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It! The Terror from Beyond Space (USA 1958). Regie: Edward L. Cahn. Produzent: Robert E. Kent. Ausführender Produ­zent: Edward Small. Drehbuch: Jerome Bixby. Kamera: Kenneth Peach Sr. Schnitt: Grant Whytock. Musik: Paul Sawtell, Bert Shefter. Bauten/Art direction: William Glasgow. Bühnenbild/Set decoration: Herman Schoenbrun. Spezialeffekte/ Props: Paul Blaisdell (Design des Monsterkostüms), Robert G. Carlisle (Schnitt), Arthur Wasson (Requisiten). Darsteller: Marshall Thompson (Colonel Ed Carruthers), Shawn Smith (Ann Anderson), Kim Spalding (Colonel Van Heusen), Ann Doran (Dr. Mary Royce), Dabbs Greer (Dr. Eric Royce), Paul Langton (Lieutenant James Calder), Robert Bice (Major John “Jack” Perdue), Richard Hervey (Gino Finelli), Richard Benedict (Bob Finelli), Thom Carney (Joseph Kienholz), Marsianer (Ray “Crash” Corrigan), Pierre Watkin (Sprecher auf Pressekonferenz) u. a. Companies: Vogue Pictures, im Vertrieb der United Artists. Laufzeit: 69 Min.; Schwarzweiß. Premiere: 7. August 1958 (USA).

 

 

© Michael Haul

Veröffentlicht auf Astron Alpha am 28. Januar 2017

Szenenfotos © MGM Home Entertainment